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Länder des westlichen Balkans spielen wichtige Rolle bei Zusammenarbeit mit der EUA zur Bewältigung von Umwelt- und Klimaproblemen

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Article Veröffentlicht 17.03.2022 Zuletzt geändert 16.03.2023
5 min read
Photo: © Perry Wunderlich, REDISCOVER Nature/EEA
Die Europäische Umweltagentur (EUA) arbeitet mit einer Vielzahl von Ländern zusammen, darunter auch die Länder des westlichen Balkans. Wie fördert diese Zusammenarbeit die Arbeit der EU im Umweltbereich und wie kommt sie Albanien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien und Kosovo zugute? Wir haben mit Luc Bas, dem Leiter des Programms für Koordinierung, Netzwerke und Strategie gesprochen, um zu erfahren, wie die EUA mit diesen Ländern zusammenarbeitet, um die Umwelt zu verbessern.

Warum sind die Länder des westlichen Balkans für die EUA so wichtig? Welchen Mehrwert hat die Zusammenarbeit?

Bei diesen Ländern handelt es sich um Beitritts- oder Heranführungsländer. Um EU-Mitglied zu werden, müssen die Länder eine Reihe politischer Maßnahmen umsetzen, und der Umweltbereich ist einer der größten Politikbereiche mit einem umfangreichen Paket an Rechtsvorschriften.

Außerdem sind die westlichen Balkanstaaten unsere Nachbarn, und wir alle wissen, dass die Umwelt nicht an der Grenze aufhört; deshalb liegt eine enge Zusammenarbeit in Umweltfragen auch im Interesse der EU.

Zudem haben die westlichen Balkanländer als Kooperationsländer des Europäischen Umweltinformations- und Umweltbeobachtungsnetzes (Eionet) Zugang zu einem großen Expertenpool, der sie bei der Bewältigung ihrer ökologischen Herausforderungen unterstützt. Im Gegenzug leisten Experten aus diesen Ländern mit ihrem Know-how einen Beitrag zum Netzwerk.

In welchen Bereichen ist die Zusammenarbeit besonders entscheidend für die Arbeit der EUA?

Bei unserer Zusammenarbeit geht es im Wesentlichen um Überwachung, Berichterstattung und Bewertung. Die Länder des westlichen Balkans übermitteln der EUA regelmäßig Daten, etwa über Emissionen in die Luft oder die Wasserqualität, damit wir diese Daten verarbeiten und bewerten können. Die Daten dienen als Grundlage für fundierte Entscheidungen.

Die Region steht vor allem im Zusammenhang mit der Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung vor einer Reihe von Herausforderungen, die nur angemessen angegangen werden können, wenn solide und zuverlässige Daten und Informationen vorliegen. Außerdem ist die Region besonders anfällig, was den Klimawandel betrifft. Zudem gibt es viel unberührte Natur, die wirksam geschützt werden muss. Durch die Bereitstellung von Fachwissen und den Aufbau von Kapazitäten will die EUA auch die Probleme in diesem Bereich angehen.

Wie funktioniert diese Zusammenarbeit in der Praxis?

Die westlichen Balkanstaaten sind in ihrer Eigenschaft als „Kooperationsländer“ in die Arbeit des Eionet eingebunden. In der Praxis bedeutet dies, dass wir ein nationales Eionet-Netzwerk in den Ländern unterhalten. Diese Netze werden von den nationalen Anlaufstellen verwaltet, die in den zuständigen Institutionen benannt werden. Wir arbeiten eng mit den nationalen Anlaufstellen zusammen; sie werden zu regelmäßigen Sitzungen mit dem Eionet eingeladen, bei denen die strategischen Aspekte unserer Arbeit erörtert und beschlossen werden. Darüber hinaus besteht das nationale Netz aus nationalen Referenzzentren, die jeweils ein bestimmtes Umweltthema abdecken.

Die nationalen Referenzzentren aus allen Mitglieds- und Kooperationsländern kommen regelmäßig zusammen, um die eher technischen Aspekte der Zusammenarbeit im Eionet zu erörtern. Darüber hinaus ermitteln wir häufig gemeinsam mit den westlichen Balkanstaaten und anderen Interessenträgern wie der Europäischen Kommission Themenbereiche, in denen spezifische Hilfe benötigt wird. Diese Themen werden mit Unterstützung von Experten der EUA, den Europäischen Themenzentren und anderen relevanten Partnern im Netzwerk eingehend behandelt. Die wichtigsten Bereiche, mit denen wir uns befassen, sind in der Regel Unterstützung bei der Berichterstattung über die Luftqualität, Fragen der Wasserqualität, biologische Vielfalt, Abfall- und Klimafragen.

Um ein konkretes Beispiel zu nennen, haben wir kürzlich Länderprofile zur Abfallbewirtschaftung in den Ländern des westlichen Balkans veröffentlicht, die wir auch für die EU-Länder erstellen. 

Was sind die wichtigsten Herausforderungen bei der Verbesserung unserer Zusammenarbeit zur Bewältigung von Umweltproblemen?

Es gibt viele ökologische Herausforderungen, die Europa über Grenzen hinweg teilt, etwa die Luft- und Wasserverschmutzung und die Bewältigung der Auswirkungen des Klimawandels. Damit diese Probleme richtig angegangen werden können, sind angemessene Daten und Informationen erforderlich.

Wir haben festgestellt, dass die Überwachungsinfrastruktur in einigen Ländern überholt ist. Besonders deutlich ist dies bei der Überwachung der Luftqualität. Wenngleich der Westbalkan Teil des europäischen Luftqualitätsindex ist, gibt es in einigen Gebieten einfach nicht genügend Messstationen. Wir versuchen dieses Problem mithilfe anderer Interessenträger in der Region anzugehen. Auch in anderen Bereichen gibt es Datenlücken, die Aufmerksamkeit erfordern.

Die Zusammenarbeit mit den Ländern des westlichen Balkans reicht schon 20 Jahre zurück. Was ist bislang erreicht worden?

Wir haben im Rahmen verschiedener Finanzierungsinstrumente zur Beitrittsvorbereitung mit diesen Ländern zusammengearbeitet. Im Laufe der Jahre sind die westlichen Balkanstaaten zu einem festen Bestandteil des Eionet geworden, und alle Länder liefern der EUA regelmäßig die erforderlichen Daten.

Die EUA erstellt jedes Jahr einen Überblick über die Leistung ihrer Mitglieds- und Kooperationsländer. Der westliche Balkan hat im Laufe der Jahre deutliche Fortschritte erzielt und schneidet im Allgemeinen genauso ab wie die EUA-Mitgliedsländer, wobei einige von ihnen bis zu 100 % der Anforderungen in Bezug auf Aktualität und Datenqualität erfüllen. Der westliche Balkan ist auch Bestandteil des EUA-Berichts über den Zustand der Umwelt (SOER), der alle fünf Jahre erstellt wird.

Wie fügt sich diese Zusammenarbeit in den europäischen Grünen Deal der EU ein? Wollen die Länder des westlichen Balkans auch diese Ziele erreichen?

Der Westbalkan hat der „Grünen Agenda für den Westbalkan“ zugestimmt, die weitgehend mit dem Grünen Deal im Einklang steht und bei den Ländern breite Zustimmung findet. 

Die EUA arbeitet derzeit einen Projektvorschlag im Rahmen der Heranführungshilfe (IPA III) aus. Dieser Vorschlag wird vollständig auf die Grüne Agenda abgestimmt sein und eine Vielzahl von Themen behandeln, z. B. Dekarbonisierung, Kreislaufwirtschaft, Verschmutzung und Entschmutzung, nachhaltige Lebensmittelsysteme und biologische Vielfalt. Mit diesem Vorschlag will die EUA die Länder des westlichen Balkans dabei unterstützen, die in der „Grünen Agenda für den westlichen Balkan“ festgelegten Ziele zu erreichen.

Wie sehen Sie die Entwicklung dieser Zusammenarbeit in den kommenden Jahren? Ist die Mitgliedschaft in der EUA eine Option?

Die Mitgliedschaft in der EUA steht „Drittländern“ gemäß der Gründungsverordnung der Agentur offen. Die EUA hat bereits fünf Mitgliedsländer, die nicht Mitglied der EU sind.

In diesem Zusammenhang sehen wir ganz klar Möglichkeiten für eine EUA-Mitgliedschaft, wenn die Länder technisch bereit sind. Dies ist ein politischer Prozess, auf den die EUA wenig Einfluss hat, aber wir sind fest entschlossen, unsere Beziehungen in den kommenden Jahren aufrechtzuerhalten und zu intensivieren, wie es in der „EUA-Eionet-Strategie 2021-2030“ festgelegt ist.

Luc Bas

Leiter des Programms für Koordinierung, Netzwerke und Strategie, EUA

Das Interview wurde im EUA-Newsletter vom Dezember 2021 veröffentlicht.

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