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Der Bericht der EUA „Unequal exposure and unequal impacts: social vulnerability to air pollution, noise and extreme temperatures in Europe“ [Ungleiche Exposition und ungleiche Auswirkungen: Zusammenhang von sozialer Benachteiligung und Luftverschmutzung, Lärmbelastung und extremen Temperaturen in Europa] enthält vier Schlüsselbotschaften. Die erste ist, dass Menschen, die aufgrund ihrer sozioökonomischen Situation oder ihres Alters bereits benachteiligt sind, auch unverhältnismäßig stärker von den in unserem Bericht erfassten Umweltgefahren betroffen sind. Zweitens gibt es europaweit große Unterschiede im Hinblick auf die Regionen, die als am stärksten benachteiligt gelten und auf die sich Luftverschmutzung konzentriert. Einige Regionen sind vergleichsweise wohlhabender und weniger stark verschmutzt, andere wiederum sind ärmer oder stärker benachteiligt, stärker Luftverschmutzung und häufiger extremen Temperaturen ausgesetzt. Ein weiteres wichtiges Ergebnis des Berichts ist, dass wir, das heißt die EU, mit der europäischen Politik eine gute Grundlage haben, um Benachteiligungen zu bewältigen, dass aber im Hinblick auf die Umsetzung dieser Politik mehr getan werden muss. Dies ist sogar dringend notwendig, denn diese Ungleichheiten werden voraussichtlich in Zukunft fortbestehen — zumindest einige davon. Der letzte Punkt, der in dem Bericht hervorgehoben wird, ist, dass wir überlegen müssen, welche Maßnahmen wir auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene ergreifen können.
Auf lokaler Ebene gibt es sehr gute Bewertungen zur sozialen Benachteiligung und zur Exposition gegenüber Umweltgefahren. Ein gutes Beispiel ist Berlin. Dort wurde die ganze Stadt in kleine Bereiche unterteilt, und für jeden dieser Bereiche wurden die sozioökonomische Situation der Bewohner und die Umweltprobleme beurteilt. Daraus ergibt sich ein Gesamtbild der sozioökonomischen und Umweltprobleme, das es den lokalen Behörden ermöglicht, sich Bereichen zu widmen, in denen diese Probleme gehäuft auftreten und in denen die Lebensqualität der Bewohner am niedrigsten zu sein scheint.
Ein ernst zu nehmendes Problem, vor allem in den östlichen und südlichen EU-Mitgliedstaaten, ist die anhaltende Nutzung von Kohle als Quelle für die Beheizung von Privathaushalten, was Luftverschmutzung verursacht. Für die ärmsten Haushalte gibt es allerdings verschiedene einzelstaatliche Programme, die die Umstellung von Heizung von Kohle auf Gas und andere weniger umweltschädliche Quellen finanziell unterstützen.
Bei den sozioökonomischen Daten stützten wir uns in erster Linie auf Eurostat-Daten, weil es sich hierbei um eine europäische Quelle mit einem europaweit einheitlichen Datenbestand handelt. Natürlich gibt es einige Nachteile, was die Granularität der Daten betrifft. Die Daten werden nur für große räumliche Einheiten, die sogenannten NUTS-2- und NUTS-3-Regionen, gemeldet; das heißt, es werden keine Einheiten unter einem Bereich von 150 000 bis 800 000 Einwohnern erfasst. Bei den Umweltdaten verwenden wir für Luftverschmutzung und Lärm die Daten, die der EUA von den einzelnen Ländern übermittelt und hier bei uns geprüft werden. Für die Klimadaten verwenden wir auch E-OBS, einen gerasterten Beobachtungsdatensatz, der täglich auf europäischer Ebene generiert wird. Dieser wurde intern geprüft, um die klimatischen Variablen auf der gleichen räumlichen Ebene wie die sozioökonomischen Daten wiederzugeben.
Aus den Beobachtungen der letzten Jahrzehnte können wir deutlich sehen, wie sich extreme Temperaturen, sowohl Kälte als auch extreme Hitze, auf das Leben der Menschen ausgewirkt haben. Trotz wesentlicher Verbesserungen der Luftqualität in Europa stellt die Luftverschmutzung nach wie vor eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit der Europäer dar. In der Presse erscheinen regelmäßig Schlagzeilen über erhöhte Luftschadstoffkonzentrationen an verschiedenen Orten des Kontinents. Auch in Bezug auf Lärm schätzt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass etwa jeder fünfte Europäer Verkehrslärm in einem Maße ausgesetzt ist, das ihr Wohlergehen beeinträchtigen könnte. Daher konzentrierten wir uns auf die Gefahren, die die größten Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen haben. Ausschlaggebend für diesen Schwerpunkt waren zum Teil auch die Daten und die sehr gute Wissensbasis, über die wir in Bezug auf diese Gefahren verfügen.
Es ist das erste Mal, dass wir bei der EUA Umweltdaten in Verbindung mit sozioökonomischen Daten analysieren. Dies ist möglicherweise der Beginn für weitere Bewertungen und wird hoffentlich in unseren nächsten Bericht „Umwelt in Europa: Zustand und Ausblick 2020“ einfließen. Darüber hinaus arbeiten wir an weiteren Berichten über die Zusammenhänge zwischen Umwelt und Gesundheit.
Die Themen, die wir in unserem Bericht behandelt haben, wurden von der Europäischen Kommission und anderen Interessenträgern sehr gut aufgenommen. So haben verschiedene Akteure in der EU bereits die Zusammenhänge zwischen sozioökonomischen und Umweltproblemen erkannt und arbeiten darauf hin, dass sie gemeinsam wirksamer angegangen werden, um das Wohlergehen der Europäer zu verbessern. Die Verbindung zwischen Umwelt und sozialen Fragen ist wichtig, wie wir in Frankreich anhand der jüngsten Proteste und in ganz Europa anhand der Streiks von Studierenden gegen den Klimawandel sehen konnten. Die EU befasst sich mit den sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten durch verschiedene Programme wie ihre Regional- und Kohäsionspolitik. Diese Bemühungen der EU werden durch weitere Maßnahmen auf nationaler und lokaler Ebene ergänzt.
Aleksandra Kazmierczak
Das Interview wurde im März 2019 im EUA-Newsletter 01/2019 veröffentlicht.
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