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Solidarität ist der Schlüssel für die Erholung nach COVID-19 und für eine bessere und nachhaltige Zukunft

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Article Veröffentlicht 03.02.2022 Zuletzt geändert 16.03.2023
5 min read
Photo: © Zvonimir Zvonar, Climate Change PIX /EEA
2021 war von den Auswirkungen von COVID-19 und des Klimawandels geprägt. Angesichts höherer Energiepreise und der aktuellen Gesundheitsproblematik werden im Jahr 2022 für die Erholung Europas schwierige Entscheidungen getroffen werden müssen. Verzögerte Maßnahmen oder geringere Anstrengungen werden mit höherer Wahrscheinlichkeit langfristig mit höheren sozialen und wirtschaftlichen Kosten verbunden sein. Die Bekämpfung sozialer Ungleichheiten in dieser Nachhaltigkeitswende ist der Schlüssel für eine bessere Zukunft für uns alle.

Unabhängig davon, wie schwierig unsere täglichen Entscheidungen im Jahr 2022 sein mögen, sollten wir mutig das Nachhaltigkeitsziel weiterverfolgen, das im europäischen Grünen Deal festgeschrieben wurde und durch Legislativpakete wie das Paket „Fit für 55“ umgesetzt wird. Alles entscheidend dabei ist gesellschaftliche Solidarität. Europa hat bereits einige Finanzierungsmechanismen eingerichtet, um Betroffenen zu helfen. Wir müssen diese soziale Komponente unserer Bemühungen stärken und die sozialen Ungleichheiten bekämpfen, die durch die Wende in der Wirtschaft entstehen können.

Jetzt, zum Ende des Jahres 2021 beherrschen nach wie vor COVID-19, die jüngste sich verbreitende Omikron-Variante, Auffrischungsimpfungen, Impfeffizienz und neue Lockdown-Maßnahmen und -Beschränkungen unsere Gespräche im täglichen Leben. Wir alle sind von der Pandemie und ihren Auswirkungen betroffen. Die Zahl der Todesopfer bewegt sich auf Millionenhöhe. Mit jeder neuen Welle befürchten wir, nicht mehr in der Lage zu sein, den Betroffenen die erforderliche medizinische Versorgung zukommen zu lassen. Die Risiken und die Kosten für die Menschen und die Gesellschaft sind real.

Für Europa war das Jahr 2021 auch von Überschwemmungen mit zahlreichen Todesopfern in mehreren Ländern und Waldbränden im Süden gekennzeichnet. Leider kommt das nicht überraschend. Untersuchungen, darunter unser letzter Bericht über Klimagefahren, zeigen, dass diese extremen Ereignisse an Häufigkeit und Schwere zunehmen, was auf den Klimawandel zurückzuführen ist. Diese Ereignisse wirken sich auf unsere Gesundheit und unser Wohlergehen aus und verringern die Widerstandsfähigkeit der Natur. Es liegt auf der Hand, dass wir uns anpassen und alles daransetzen müssen, um den Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen so gering wie möglich zu halten. Bereits Temperaturunterschiede im Dezimalbereich machen einen Unterschied. Dies kam auch bei der diesjährigen Klimakonferenz in Glasgow zum Ausdruck, bei der das Regelwerk von Paris abgeschlossen und die Ziele des Pariser Übereinkommens sowie die Chance, die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, bekräftigt wurden.

Weiterverfolgung von Europas ehrgeiziger Politik

Nichtsdestotrotz war das Jahr 2021 nicht nur von der Pandemie und extremen Wetterereignissen gekennzeichnet. In Europa wurden zahlreiche politische Initiativen ergriffen, um die Vision des europäischen Grünen Deals zu verwirklichen, darunter der Null-Schadstoff-Aktionsplan, die neue Strategie für die Anpassung an den Klimawandel, die Waldstrategie und jüngst die Bodenstrategie.

Eine der wichtigsten politischen Errungenschaften des Jahres ist das Europäische Klimagesetz, die rechtsverbindliche Verpflichtung der Europäischen Union zur Verwirklichung von Klimaneutralität und Klimaresilienz bis 2050 und zur Verringerung der Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 % gegenüber dem Niveau von 1990 als Meilenstein auf dem Weg zur Klimaneutralität. Um dieses Ziel von 55 % zu erreichen, schlug die Europäische Kommission eine Reihe von Initiativen vor, die im sogenannten Paket „Fit für 55“ zusammengefasst sind.

Das Paket „Fit für 55“ umfasst eine Reihe miteinander verknüpfter Vorschläge zu Preisgestaltung, Zielen, Normen und Unterstützungsmaßnahmen, mit denen der notwendige Wandel herbeigeführt werden kann. Die Umgestaltung der europäischen Wirtschaft bzw. Gesellschaft zur Verwirklichung der Klimaneutralität wurde nie als ein leichtes Unterfangen betrachtet. Durch die Pandemie und während der Erholungsphase könnte dies noch schwieriger werden.

Wie unser jüngster Bericht „Trends und Prognosen“ zeigt, ist das Ziel der Reduzierung von 55 % bis 2030 nicht unrealistisch. Mit zusätzlichen Anstrengungen und Maßnahmen kann Europa dieses Ziel erreichen. Unsere neue Website Klima und Energie in der EU enthält detaillierte Informationen über die Fortschritte der EU-Mitgliedstaaten bei der Verwirklichung ihrer Ziele für 2030.

Schwierige Entscheidungen stehen an: mit sozialer Solidarität können sie gemeistert werden

Wir leben nach wie vor mit den wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Krise. Der plötzliche Stillstand vieler Wirtschaftstätigkeiten aufgrund der COVID-Lockdowns führte zu Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit, verringerte die Produktion und belastete die öffentlichen Haushalte. Nach dem anfänglichen Einbruch erleben wir derzeit ein unerwartet hohes Wachstum, sind jedoch gleichzeitig mit Schwierigkeiten im weltweiten Handel konfrontiert.

Unterdessen steigen ausgerechnet vor den Wintermonaten die Energiepreise. Insbesondere die Gaspreise haben einen historischen Höchststand erreicht, sie sind um das Zehnfache ihres Vorjahresniveaus gestiegen. Viele europäische Länder sind auf Erdgas angewiesen, den Anstieg der Erdgaspreise bekamen viele zu spüren. Dies könnte dazu führen, dass vermehrt umweltschädlichere Brennstoffe wie Kohle verwendet werden, oder es kommt zum Phänomen der Energiearmut. In einer Zeit, in der eine geringere Wirtschaftsaktivität mit geringeren Steuereinnahmen und höheren öffentlichen Ausgaben im Zusammenhang mit der Gesundheitsfürsorge und der Arbeitslosigkeit verbunden ist, welche die öffentlichen Finanzen zusätzlich belasten, sind solche politischen Entscheidungen nie einfach.

Sollen wir angesichts solcher Schwierigkeiten unsere Anstrengungen reduzieren oder verzögern? Keinesfalls.

Durch verzögerte Maßnahmen oder Untätigkeit werden wir die Herausforderungen, vor denen wir stehen, nicht meistern. Vielmehr führen jegliche Verzögerungen mit hoher Wahrscheinlichkeit langfristig zu höheren Sozial- und Gesundheitsausgaben. Fortschritt bei den Anstrengungen zugunsten des Klimas und der Umwelt kann jedoch konkreten Nutzen bringen. So konnten beispielsweise durch sauberere Luft Hunderttausende von Menschenleben in Europa gerettet werden. Die Einführung strengerer Leitlinien durch die Weltgesundheitsorganisation hätte 2019 dazu beitragen können, 170 000 vorzeitige Todesfälle zu verhindern. Ebenso können wir Klimaschutzmaßnahmen ergreifen und uns gleichzeitig mit den Sozialaufwendungen befassen, um den am stärksten Betroffenen zu helfen.

Unabhängig davon, wie schwierig unsere täglichen Entscheidungen im Jahr 2022 sein mögen, sollten wir mutig das Nachhaltigkeitsziel weiterverfolgen, das im europäischen Grünen Deal festgeschrieben wurde und durch Legislativpakete wie das Paket „Fit für 55“ umgesetzt wird.

Alles entscheidend dabei ist die gesellschaftliche Solidarität. Europa hat bereits einige Finanzierungsmechanismen eingerichtet, um den Betroffenen zu helfen. Wir müssen diese soziale Komponente unserer Bemühungen stärken und die sozialen Ungleichheiten bekämpfen, die durch den wirtschaftlichen Übergang entstehen können. Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam eine bessere Zukunft für uns alle schaffen können.

Mögen wir die kommenden 12 Monate nutzen und unser Bestreben verstärken, 2022 zu einem Jahr der Solidarität, des Muts und der Hoffnung zu machen.

 

Hans Bruyninckx

Hans Bruyninckx

Exekutivdirektor der EUA

Leitartikel des EUA-Newsletters, Dezember 2021

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