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Editorial – Wer für die Umwelt sorgt, sorgt für sich selbst

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Article Veröffentlicht 09.11.2023 Zuletzt geändert 16.11.2023
4 min read
Photo: © Petros Kaznesis, Well with Nature /EEA
Die Natur bildet die Grundlage unserer Gesundheit und unseres Wohlergehens. Sie bietet uns saubere Luft, Wasser, Nahrung, Rohstoffe und Raum für Erholung. Zeit in der Natur zu verbringen, ist gut für unsere psychische Gesundheit. Und sofern wir nicht für den Planeten, sein Klima und seine Ökosysteme Sorge tragen, untergraben wir die Funktionsweise unserer Gesellschaften, beeinträchtigen unsere Lebensqualität und schaden, vielleicht am unmittelbarsten, unserem eigenen Wohlbefinden.

Die Ausgabe der „EUA-Signale“- 2023 bietet einen Überblick über die unmittelbaren Zusammenhänge zwischen Umwelt, Klima und Gesundheit. Die  Luftqualität in Europa hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert, was zu einer besseren Gesundheit und zu weniger Todesfällen geführt hat. Die meisten Menschen in Europa können hochwertiges Trinkwasser direkt aus dem Wasserhahn genießen; und die Wasserqualität der große Mehrheit unserer Badestellen entspricht den höchsten Standards. Um die Menschen und die Umwelt zu schützen, hat Europa die weltweit fortschrittlichsten Chemikaliengesetze erlassen und verfolgt gleichzeitig eine sehr ambitionierte Klimaziele.

Gesundheit ist beides, eine zutiefst private Angelegenheit als auch ein Thema von großer öffentlicher Bedeutung. Auf die Frage, was das Wichtigste in ihrem Leben ist, nennen Menschen weltweit ihre eigene Gesundheit und die ihrer Angehörigen. In der Politik ist die Gesundheitsversorgung ein Thema, das intensiv debattiert wird und für das ein großer Teil der öffentlichen Haushaltsmittel aufgewendet wird.

Wir können froh sein, dass die heutigen Generationen von Europäern sowohl länger als auch gesünder leben als jemals zuvor. Ein Teil dieser positiven Entwicklung kann mit den Fortschritten in der Umweltpolitik in Verbindung gebracht werden. Die Verringerung der Luftverschmutzung, die Verbesserung der Trinkwasserqualität und der sanitären Verhältnisse sowie die Eindämmung der Verwendung einiger besonders schädlicher Stoffe wirken sich positiv auf unsere Gesundheit aus. Wir lernen, die Bürger besser vor Hitzewellen und anderen Gefahren zu schützen, und mit ehrgeizigen Emissionssenkungen können wir die schlimmsten Folgen des Klimawandels vermeiden.

Trotz dieser Erfolge können wir nicht wirklich zufrieden sein. Mehr als jeder zehnte vorzeitige Todesfall in der EU ist auf die Verschmutzung der Umwelt zurückzuführen. Viele Bürger leidenan durch Umweltverschmutzung bedingte Krankheiten wie Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine schlechte Luftqualität stellt nach wie vor eine große Gefahr für die Gesundheit in Europa dar. Die Lärmbelastung ist ein wachsendes Problem, das  schwer in den Griff zu bekommen ist. Wir produzieren und konsumieren nach wie vor große Mengen von Chemikalien, von denen einige die Umwelt oder unsere Gesundheit schädigen. Die Folgen des Klimawandels werden immer gravierender und führen zu Wasserknappheit, Hitzewellen, schweren Waldbränden und Überschwemmungen. Diese Gefahren treffen unverhältnismäßig stark die schwächsten Gruppen unserer Gesellschaft, wie Kinder, ältere Menschen und Menschen mit wenig Geld oder schlechter Gesundheit.

Image source: © Julia Gawell, Well with Nature /EEA

Der europäische Grüne Deal und sein Null-Schadstoff-Ziel geben ehrgeizige Ziele zum Schutz der Natur, des Klimas und der Gesundheit der Menschen vor. Die Verringerung und Vermeidung von Umweltverschmutzung verbessert die Lebensqualität und beugt Krankheiten vor. Immer wieder wird behauptet, dies sei zu kostspielig. Aber damit werden Ökosysteme, auf die wir angewiesen sind, und unsere eigene Gesundheit geschützt. Sowohl im Hinblick auf die Gesundheit der Ökosysteme als auch auf die der Menschen ist es viel billiger und wirksamer, Schäden vorzubeugen, als sie zu beheben. Es ist einfach eine gute Investition für die Zukunft – und etwas, für das die Verschmutzer bezahlen sollten.

Um diese Bemühungen zu unterstützen, gibt es eine  rund um den sogenannten One-Health-Ansatz eine wachsende Aufmerksamkeit für das Thema. Traditionell haben wir uns auf einzelne Gefahren konzentriert, wie bestimmte Arten von Schadstoffen in der Luft, im Wasser oder im Boden. Der One-Health-Ansatz geht darüber hinaus; er erkennt an, dass unsere eigene Gesundheit mit der Gesundheit von Haus- und Wildtieren, Pflanzen und der Umwelt im weiteren Sinne zusammenhängt und dass unsere Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheit alle diese Dimensionen berücksichtigen müssen. Maßnahmen zum Schutz der Natur und des Klimas sind tatsächlich Maßnahmen zum Schutz unserer eigenen Gesundheit.

Die EUA integriert das Wissen über Umwelt, Klima und Gesellschaft. Zusammen mit unserem Expertennetzwerk, dem Eionet, verbinden wir die Punkte zwischen Daten und Informationen über die Natur, das Klima und die gesellschaftlichen Systeme der Energieversorgung, der Ernährung, der Mobilität und der bebauten Umgebung. Ein Beispiel für diese Arbeit ist der „Europäische Umwelt- und Gesundheitsatlas“, der es den Nutzern ermöglicht, die Qualität ihrer lokalen Umwelt zu überprüfen und individuelle und kombinierte Gesundheitsrisiken zu untersuchen.

Eine solche Analyse stellt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Umwelt und Wohlbefinden her. Die Verbesserung des Zustands unserer Umwelt und die Eindämmung des Klimawandels bringen sowohl direkte als auch indirekte Vorteile für alle in Europa. Lösungen, die das Beste aus der Natur machen, wie z. B. Parks in städtischen Gebieten, bieten oft einen dreifachen Nutzen, indem sie die Umweltverschmutzung verringern, die biologische Vielfalt fördern und unsere Gesundheit, einschließlich der psychischen Gesundheit, und unser Wohlbefinden,  verbessern.

Immer mehr Bewertungen heben die „Mehrfachkrise“ von Klimawandel, Verlust biologischer Vielfalt und Umweltverschmutzung sowie den dringenden Handlungsbedarf hervor. Vereinfacht gesagt: Alles, was wir brauchen, um zu überleben und zu gedeihen, hängt von der Natur ab. Indem wir die Natur weiterhin schädigen, beschädigen wir genau die Systeme, die die Grundlage unserer eigenen Gesundheit und unseres Wohlergehens bilden – und gefährden damit künftige Generationen.

 

Leena Ylä-Mononen
Exekutivdirektorin der EUA

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