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Die europäischen Gewässer werden sauberer, aber große Herausforderungen bleiben bestehen

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Nachrichten Veröffentlicht 03.07.2018 Zuletzt geändert 09.02.2023
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Photo: © EEA/Peter Kristensen
Trotz der Fortschritte in der Verbesserung der Umweltqualität vieler Seen, Flüsse, Küstengewässer und des Grundwassers in Europa in den letzten Jahrzehnten bestehen weiterhin ernsthafte Bedrohungen für deren langfristige Gesundheit. Top Ursachen sindUmweltverschmutzung, Bauobjekte wie Dämme, und übermäßige Wasserentnahme, so – ein Bericht über die Wasserqualität der Europäischen Umweltagentur (EUA), der heute veröffentlicht wurde. Eine große Mehrheit der europäischen Gewässer erfüllt nach wie vor nicht das in der Europäischen Union angestrebte Minimalziel des „guten Zustands“.

Wir müssen die Bemühungen verstärken, damit unsere Gewässer so sauber und robust sind, wie sie sein sollten – unser Wohlbefinden und die Gesundheit unserer wichtigen Wasser- und Meeresökosysteme hängen davon ab. Dies ist für die langfristige Nachhaltigkeit unserer Gewässer und für das Erreichen unserer langfristigen Ziele einer guten Lebensqualität innerhalb der Grenzen unseres Planeten von entscheidender Bedeutung

Hans Bruyninckx, Exekutivdirektor der EUA.

Die EU-Mitgliedstaaten haben deutliche Anstrengungen zur Verbesserung der Wasserqualität unternommen, u.a. durch Verbesserung der Abwasserbehandlung und Senkung der Einleitung von Schadstoffen aus dem Ackerland, heißt es im Bericht der Europäischen Umweltagentur „Europäische Gewässer – Beurteilung des Zustands und der Belastungen 2018“. Es wurden zudem Maßnahmen ergriffen, um Passagen für wandernde Fische zu schaffen und degradierte aquatische Ökosysteme wiederherzustellen.

Während die europäischen Grundwasserkörper, wie Grundwasserleiter, in den meisten Fällen eine gute Qualität aufweisen, erreichen nur 40 % der überwachten Seen, Flüsse, Mündungsgebiete und Küstengewässer die Mindestanforderungen der EU-Wasser- Rahmenrichtlinie mit einem „guten“ oder „sehr guten“ ökologischen Zustand im Überwachungszeitraum 2010-2015, so der Bericht. Die letzte Bewertung der Europäischen Umweltagentur im Jahr 2012 stellte ein ähnliches Maß an Gewässern mit „gutem“ oder „sehr gutem“ ökologischem Zustand fest. Der EUA-Bericht untersuchte auch den quantitativen Zustand und die übermäßige Entnahme des Grundwassers in Europa sowie den allgemeinen chemischen Zustand der Gewässer.

Der EUA-Bericht enthält eine aktualisierte Qualitätsbewertung für über 130 000 Oberflächen- und Grundwasserkörper auf Basis gemeldeter Daten für den Zeitraum 2010 bis 2015 , dieim Rahmen von mehr als 160 sogenannten Bewirtschaftungsplänen für die Einzugsgebiete  von den EU-Mitgliedstaaten überwacht werden,.

„Dank der Umsetzung der europäischen Rechtsvorschriften in den Mitgliedstaaten verbessert sich die Qualität der europäischen Binnengewässer allmählich, aber es muss noch viel mehr getan werden, bevor alle Seen, Flüsse, Küstengewässer und Grundwasserkörper sich in einem guten Zustand befinden. Die Bekämpfung der Verschmutzung aus der Landwirtschaft, der Industrie und den Haushalten erfordert gemeinsame Anstrengungen aller Wassernutzer in ganz Europa“, sagte Karmenu Vella, EU-Kommissar für Umwelt, Maritime Angelegenheiten und Fischerei. 

 „Wir müssen die Bemühungen verstärken, damit unsere Gewässer so sauber und robust sind, wie sie sein sollten – unser Wohlbefinden und die Gesundheit unserer wichtigen Wasser- und Meeresökosysteme hängen davon ab. Dies ist für die langfristige Nachhaltigkeit unserer Gewässer und für das Erreichen unserer langfristigen Ziele einer guten Lebensqualität innerhalb der Grenzen unseres Planeten von entscheidender Bedeutung“, sagte Hans Bruyninckx, Exekutivdirektor der EUA. 

Der EUA-Bericht über die Wasserqualität ist der zweite seit 2012. das Wissen über die europäischen Gewässer ist seither beträchtlich gewachsen und hat zu einem besseren Verständnis des Zustands und der Probleme, die zum Nichterreichen eines „guten Zustands“ führen, sowie der umgesetzten Maßnahmen für eine Verbesserung geführt. Der Bericht der EUA ergänzt einen bevorstehenden Bericht der Europäischen Kommission, in dem bewertet wird, inwieweit die Mitgliedstaaten die Wasserrahmenrichtlinie einhalten. Die Richtlinie stellt einen Rahmen für die Bewertung, Verwaltung, den Schutz und die Verbesserung der Wasserqualität in der gesamten EU auf. Sie verpflichtet die Mitgliedstaaten, Bewirtschaftungspläne für die Einzugsgebiete (RBMP) sowie ein Programm von Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität auszuarbeiten.

Prozentsatz der Oberflächenwasserkörper in weniger als gutem ökologischem Zustand oder durch Potenzial der RBD

ANMERKUNG: Prozentsatz auf Grundlage des bekannten ökologischen Zustands. Beim Vergleich der Ergebnisse zwischen den Mitgliedstaaten ist Vorsicht geboten, da die Ergebnisse wesentlich durch die Methodik beeinflusst werden, die von einzelnen Mitgliedstaaten angewendet wurde.

Weitere wichtige Ergebnisse

  • Im Vergleich zu Oberflächengewässern weisen Grundwasserquellen in der Regel den besten Zustand auf. Ein guter chemischer Zustand wurde für 74 % des Grundwassers erreicht, während 89 % des Grundwassers einen guten quantitativen Zustand aufweisen. Die Gründe für das Nichterreichen der Minimalziele lagen hauptsächlich in der Verunreinigung des Wassers durch Nitrate aus der Landwirtschaft, dem Eindringen von Salz und dem Eindringen von gefährlichen Chemikalien aus verunreinigten Standorten (z. B. Industrie- und Bergbauanlagen oder Abfalldepots).
  • Nordskandinavien, der Norden Großbritanniens (Schottland) und Estland sowie die Slowakei, Rumänien, und mehrere Flussgebietseinheiten im Mittelmeerraum weisen einen hohen Anteil von Oberflächenwasserkörpern in sehr gutem oder gutem ökologischem Zustand auf. Im Gegensatz dazu ist der Anteil von Wasserkörpern, die einen guten ökologischen Zustand nicht erreichen, in vielen der mitteleuropäischen Einzugsgebiete mit höherer Bevölkerungsdichte und intensiverer Landwirtschaft am höchsten.
  • Nur 38 % der überwachten Seen, Flüsse und anderen Oberflächenwasserkörper sind in einem guten chemischen Zustand – mit Konzentrationen von Schadstoffen, die die Umweltqualitätsstandards der EU nicht überschreiten.
  • In den meisten Mitgliedstaaten sind einige wenige Stoffe für den schlechten chemischen Zustand verantwortlich, am häufigsten ist dies Quecksilber. Einst weit verbreitet in Thermometern, Batterien und Farben, wird Quecksilber weiterhin in Wasserproben nachgewiesen, gefolgt von Kadmium, das in Phosphat-Düngemitteln und bei der Metallproduktion zum Einsatz kommt.
  • Die Wasserrahmenrichtlinie und die Bewirtschaftungspläne haben zu einer deutlichen Verbesserung der Wassermanagements in der EU beigetragen. Zahlreiche Mitgliedstaaten haben in bessere ökologische und chemische Überwachungsprogramme investiert, wobei sie mehr Standorte überwachten, mehr Qualitätselemente prüften und eine größere Zahl von Chemikalien analysierten. Dies führte zu einer höheren Verfügbarkeit von Informationen und bietet ein viel besseres Verständnis in Bezug auf Zustand der Wasserkörper und den Belastungen, denen sie ausgesetzt sind. Die Wasserrahmenrichtlinie hat außerdem dazu geführt, dass in allen EU-Mitgliedstaaten erhebliche Anstrengungen unternommen wurden, um die Quellen von Umweltverschmutzung durch Landwirtschaft, Industrie und Haushalte zu reduzieren. Zudem trug sie dazu bei, dass die Bemühungen um einen natürlicheren Lauf der Flüsse sowie zur Beseitigung von Hindernissen für die Fischwanderung, zur Schaffung eines Nutzens für die Natur und zum Schutz vor Überschwemmungen verstärkt wurden. 

Wasserqualitätsziele der EU

Die Erreichung eines guten Zustands bedeutet die Einhaltung bestimmter Standards in den Bereichen Umweltschutz, Chemie und Wassermenge. Der ökologische Zustand ist der beste Gesamtindikator dafür, wie gesund ein Wasserkörper ist. Er berücksichtigt, wie sich Umweltverschmutzung, Lebensraumzerstörung, Klimawandel und andere Belastungen, wie die Anzahl künstlicher Stauseen, auf die Qualität des Wassers auswirken.

Zu den Hauptbelastungen, die die Fortschritte bei der Erfüllung der EU-Ziele behindern, gehören Hindernisse wie Dämme, Landgewinnung und Kanalisierung, die den Fluss- oder Bachlauf verändern, unterschiedliche Verschmutzungen, etwa durch landwirtschaftliche Betriebe und Verschmutzung aus Punktquellen, wie etwa die Ableitung von Abwässern aus der Kanalisation. Die hauptsächlichen Auswirkungen auf die Oberflächenwasserkörper sind Nährstoffanreicherung, chemische Verschmutzung und veränderte Lebensräume aufgrund von morphologischen Veränderungen.

Überwachung und Berichterstattung sind die wichtigsten Werkzeuge für die Klassifizierung der Gesundheit der EU-Gewässer. Die EU-Mitgliedstaaten definieren den Zustand anhand einer Skala aus den Bewertungen „sehr gut“, „gut“, „mäßig“, „unbefriedigend“ und „schlecht“ für Oberflächengewässer und zwei Klassen, „gut“ oder „unbefriedigend“, für das Grundwasser. Die Überwachung soll die Wirksamkeit der eingeleiteten Maßnahmen zur Säuberung der Gewässer verfolgen und zum Erreichen des EU-Ziels „guter Zustand“ beitragen.

Die EU-Mitgliedstaaten befinden sich derzeit im zweiten Überwachungs- und Berichtszyklus (2015-2021) gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Dieser Zyklus umfasst 89 000 Flüsse, 18 000 Seen, 13 000 Grundwasserkörper und 3 600 Küsten- und Mündungsgewässer. Die Berichterstattung aus Griechenland, Irland, Litauen und Teilen von Spanien konnte nicht in den Bericht aufgenommen werden.

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