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Klima, Natur und Menschen: eine gemeinsame Zukunft für unseren Planeten

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Article Veröffentlicht 08.05.2023 Zuletzt geändert 10.05.2023
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Nie stand so viel auf dem Spiel. Unser Planet erwärmt sich und verliert Arten in einem alarmierenden Tempo. Zwei globale Konferenzen der letzten zwei Monate brachten Menschen aus der ganzen Welt rund um ein gemeinsames Thema zusammen: Klima und biologische Vielfalt. Die Herausforderungen in beiden Bereichen sind Symptome desselben Problems, nämlich der Tatsache, dass die Art und Weise wie wir produzieren und konsumieren nicht zukunftsfähig ist. Trotz der Komplexität der Verhandlungen sind diese für globales Bewusstsein, Konsens und dringendes Handeln von entscheidender Bedeutung.

Zum Jahresende steht ein Aufruf zum Handeln im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Welt – wir müssen dringend gegen den Klimawandel vorgehen und den Verlust an biologischer Vielfalt stoppen und umkehren.

Bei den globalen Klimagesprächen, die gemeinhin als Konferenz der Vertragsparteien (COP) bezeichnet werden, kommen Vertreter von Ländern aus der ganzen Welt zusammen, um sich mit einer Reihe von Fragen im Zusammenhang mit dem Klimawandel zu befassen und sich diesbezüglich zu einigen, darunter Klimaschutz – Verringerung der weltweiten Emissionen, Anpassung – Unterstützung der Länder bei der Vorbereitung auf eine zunehmende Zahl negativer Auswirkungen des Klimawandels und Finanzierung – wer wird was bezahlen.

Die Klimakonferenzen zählen rund 30 000 bis 40 000 Teilnehmende vor Ort, darunter Staats- und Regierungschefs aus über 100 Ländern, Zehntausende Delegierte und genauso viele Beobachter (z. B. Vertreter der Zivilgesellschaft und der Jugend) sowie mehrere Tausend Journalisten. Das Ergebnis der intensiven Verhandlungen auf den COP ist immer ein Kompromiss. Dennoch tragen diese Auseinandersetzungen dazu bei, eine globale Vision und eine globale Richtung zu entwerfen, bei der alle Länder und verschiedene Interessenträger, einschließlich der Jugend und der indigenen Gemeinschaften, eine Stimme haben und ein globales Publikum erreichen können.

 

Von COP26 zu COP27: einen Schritt weiter?

Die Klimakonferenz in Glasgow (COP26) im Jahr 2021 zielte darauf ab, die Welt bis 2050 auf einen Weg in Richtung Netto-Null-Emissionen zu bringen und die Erwärmung um 1,5 Grad als erreichbares Ziel beizubehalten – welches erstmals auf der COP21 2015 im Rahmen der Pariser Vereinbarung festgelegt wurde. Um diese Ziele zu erreichen, einigten sich die Länder unter anderem auf eine Reihe von Beschlüssen und Maßnahmen, die auf dem Übereinkommen von Paris aufbauen.

Mit dem Glasgow-Pakt hob die COP26 die Dringlichkeit hervor und forderte ein beschleunigtes Handeln, einen Ausstieg aus der Nutzung von Kohle für die Stromerzeugung und das Auslaufen „ineffizienter“ Subventionen für fossile Brennstoffe. Der Pakt sah auch eine stärkere Unterstützung für die Anpassung an den Klimawandel und die Zusage vor, sich auf der nächsten Konferenz auf Verluste und Schäden zu konzentrieren. Weitere Vereinbarungen und Ankündigungen auf der COP26 betrafen Wälder, Methan, Autos und private Finanzierungen. Trotz ihrer Unvollständigkeit und Kompromisse waren die Fortschritte bei den Verhandlungen spürbar und das 1,5-Grad-Ziel wurde aufrechterhalten.

Ein Jahr später im November fand die COP27 in Scharm el-Sheikh, Ägypten, in einem völlig anderen globalen Kontext und einer komplett anderen Realität statt. Hintergrund waren der Krieg in der Ukraine, hohe Energiepreise verbunden mit Problemen der Energieversorgungssicherheit, hohe Inflationsraten, die Auswirkungen auf die Europäerinnen und Europäer in einer fragilen Wirtschaft nach der Pandemie hatten, sowie katastrophale Folgen des Klimawandels.

Den globalen Optimismus in letzter Minute von Glasgow gab es in Sharm el-Sheikh nicht. Viele, darunter auch der Vizepräsident der Europäischen Kommission Franz Timmermans, kamen zu dem Schluss, dass der Notwendigkeit einer dringenden und drastischen Verringerung der Treibhausgasemissionen keine konkreten Maßnahmen und Verpflichtungen gegenüberstehen, die von den Ländern auf der COP27 zum Ausdruck gebracht wurden. In seinen Worten: „Wir stehen vor einem moralischen Dilemma, denn diese Vereinbarung reicht nicht aus, um die Folgen abzumildern.“

Gleichzeitig vereinbarten die Länder die Einrichtung eines neuen Fonds zur Unterstützung der am stärksten gefährdeten Länder, die von Verlusten und Schäden aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Die Fragen, wer wie viel bezahlt, wer profitiert und wer entscheidet, bleiben offen. Trotz der aktuellen Lage bekräftigte Timmermans den Standpunkt und das Engagement der EU zur Verwirklichung ihrer Klima- und Umweltziele sowie die fortlaufende Unterstützung der EU für die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen. Unsere aktuelle Realität macht dringende und entschlossene Klimaschutzmaßnahmen umso notwendiger.

 

Biologische Vielfalt COP15: Was steht auf dem Spiel?

Vertreter aus der ganzen Welt kamen im Dezember erneut zusammen, diesmal in Montreal (Kanada), um sich auf globale Maßnahmen zum Schutz der Natur zu einigen. Die Welt verliert ihre biologische Vielfalt in alarmierendem Tempo und dieser Vorgang beschleunigt sich noch. Rund eine Million Arten sind derzeit vom Aussterben betroffen, und viele Ökosysteme, die für unseren Planeten und unser Wohlergehen von entscheidender Bedeutung sind, stehen kurz vor unumkehrbaren Schäden. Es sind die heutigen und künftigen Generationen für die wir dringend den Verlust an biologischer Vielfalt stoppen und umkehren und Naturgebiete in der ganzen Welt und in Europa wiederherstellen müssen.

Die derzeitige Biodiversitätskonferenz, die gemeinhin als COP15 bezeichnet wird (da es sich um die 15. Konferenz der Vertragsparteien des Übereinkommens über die biologische Vielfalt handelt), hat zum Ziel, einen globalen Rahmen für die biologische Vielfalt nach 2020 zu schaffen. Der Rahmen enthält 21 Ziele, darunter das Ziel, bis 2030 30 % unseres Planeten zu schützen. Darin wird auch anerkannt, dass dringend globale Maßnahmen erforderlich sind. Gleichzeitig wird aber auch betont, dass unsere Wirtschafts-, Sozial- und Finanzmodelle verändert werden müssen, um den derzeitigen Trends Einhalt zu gebieten und sie umzukehren.

Die Maßnahmen umfassen insbesondere den Schutz und die Wiederherstellung von mehr Landflächen und Meeresgebieten sowie die Bekämpfung nicht nachhaltiger Tätigkeiten in Schlüsselsektoren wie Land- und Forstwirtschaft und Fischerei.

Ob es uns gelingt, die Trends umzukehren, hängt davon ab, was wir vor Ort tun. So müssen beispielsweise die 30 % des Planeten, die geschützt werden sollen, globale Gebiete mit hoher Biodiversität umfassen. Weiterhin ist wesentlich, wie wir diese Gebiete schützen. Die Schutzsysteme müssen die Wiederherstellung der Natur ermöglichen. Diese Gebiete können sich auch als unerlässlich erweisen, wenn es darum geht, Treibhausgase in der Atmosphäre zu reduzieren. Denn sie können als Kohlenstoffsenken dienen und die negativen Auswirkungen des Klimawandels bewältigen.

 

Umgang mit unserer Ressourcennutzung

Ob auf der Klimakonferenz oder auf der Biodiversitätskonferenz , wir erörtern dasselbe Problem und dieselbe Lösung. Klimawandel und Verlust an biologischer Vielfalt sind zwei Symptome desselben Problems.

Wir in Europa und der Welt verbrauchen mehr Ressourcen, als unser Planet zur Verfügung stellen kann. Die Art und Weise, wie wir unsere Waren produzieren und die Dienstleistungen, die wir konsumieren, verursachen den Klimawandel und schaden der Natur. Die jüngsten Krisen haben auch die bestehenden und leider zunehmenden Ungleichheiten in Bezug auf die Vorteile einerseits und die gesundheitlichen Auswirkungen, die Klimaanfälligkeit und die Existenzgrundlagen andererseits deutlich gemacht.

Heute könnten die Kosten des Klimawandels und der Umweltzerstörung einige von uns stärker in Mitleidenschaft ziehen als andere. Aber schlussendlich sind wir alle betroffen und diese Auswirkungen werden langfristig zunehmen, wenn wir dieses entscheidende Jahrzehnt nicht nutzen, um aktuelle Trends umzukehren. Diese COP sind eine Aufforderung an uns alle, mutige Maßnahmen zu ergreifen und Solidarität mit allem Leben auf der Erde zu zeigen.

Eine andere Zukunft ist möglich. Wir können uns anpassen und neue Gewohnheiten übernehmen und neue Systeme aufbauen. Gemeinsam können wir eine neue Situation für unseren Planeten schaffen, in der wir alle von einer gesünderen Natur und einem stabilen Klima profitieren und es uns gelungen ist, die Risiken und Auswirkungen zu minimieren. Im Jahr 2030 können wir dieser Zukunft einen Schritt näher kommen.

 

Hans Bruyninckx

Hans Bruyninckx

Exekutivdirektor der EUA

Leitartikel in der Ausgabe des EUA-Newsletters vom Dezember 2022

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