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Um zu gewährleisten, daß die Temperatur künftig um nicht mehr als 0,1°C pro Jahrzehnt und der Meeresspiegel um nicht mehr als 2 cm pro Jahrzehnt steigt (vorläufige für eine nachhaltige Entwicklung angesetzte Grenzwerte), müßten die Industrieländer ihre Treibhausgasemissionen (Kohlendioxid, Methan, Stickoxid und verschiedene halogenierte Verbindungen) bis zum Jahr 2010 gegenüber dem Stand von 1990 um mindestens 30 bis 55% senken.
Der Umfang dieser Verringerung läge weit höher als der, zu dem sich die Industrieländer auf der dritten Konferenz der Vertragsstaaten des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über die Klimveränderung (UNFCCC) im Dezember 1997 in Kyoto verpflichtet haben. Auf dieser Konferenz hatten die meisten europäischen Länder vereinbart, bis 2010 den Stand von 1990 um 8% zu unterschreiten. Einige mittel- und osteuropäische Länder verpflichteten sich zu einer Verringerung der Treibhausgasemissionen zwischen 5% und 8% unter das Niveau von 1990 bis zum Jahr 2010, die Ukraine und die Russische Föderation sagten zu, ihre Emissionen auf dem Stand von 1990 zu halten.
Es ist nicht sicher, daß die EU die ursprüngliche Zielvorgabe der UNO-Klimakonvention aus dem Jahre 1992, die Stabilisierung der Kohlendioxidemissionen (wichtigstes Treibhausgas) bis zum Jahr 2000 auf dem Stand von 1990, erreichen wird, da derzeit für das Jahr 2000 Emissionswerte prognostiziert werden, die 5% über dem Stand von 1990 liegen. Dazu kommt, daß entgegen dem in Kyoto gesetzten Ziel einer 8%igen Verringerung der Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2010 (für einen "Korb" von sechs Gasen, einschließlich Kohlendioxid) im neuesten "Business as usual"-Szenario der Kommission (ausgehend von der Situation vor der Konferenz von Kyoto) eine 8%ige Steigerung der Kohlendioxidemissionen zwischen 1990 und 2010 prognostiziert wird, wobei die stärkste Erhöhung (39%) durch den Verkehrssektor verursacht würde.
Eine der vorgeschlagenen Schlüsselmaßnahmen auf Gemeinschaftsebene, eine Energie-/Kohlenstoffsteuer, wurde noch nicht verabschiedet, doch einige westeuropäische Länder (Österreich, Dänemark, Finnland, die Niederlande, Norwegen und Schweden) haben bereits derartige Steuern eingeführt. Außerdem besteht Handlungsspielraum für andere Arten von Maßnahmen zur Verringerung des CO2-Ausstoßes, von denen einige derzeit von verschiedenen europäischen Ländern und der EU eingeführt werden. Dazu gehören Programme zur Verbesserung der Energieeffizienz, Heizkraftwerke, Umstellung von Kohle auf Erdgas bzw. Holz als Brennstoff, Maßnahmen zur Änderung der Verkehrsverteilung auf die verschiedenen Transportwege und Maßnahmen zur CO2-Bindung (Ausbau der Kohlenstoffsenken) durch Aufforstung.
Der Schlüsselfaktor für die Kohlendioxid-Emissionen ist die immer noch von fossilen Brennstoffen dominierte Energienutzung. In Westeuropa haben sich die Kohlendioxid-Emissionen aus dem Einsatz fossiler Brennstoffe zwischen 1990 und 1995 auf Grund der Rezession, der Umstrukturierung der deutschen Industrie und der Umstellung von Kohle auf Erdgas zur Stromerzeugung um 3% verringert. Die Energiepreise sind in Westeuropa im letzten Jahrzehnt stabil geblieben und liegen im Vergleich mit der Vergangenheit relativ niedrig, weshalb wenig Anreize für eine Verbesserung der Energieausnutzung bestehen. Die Energieintensität (Energie-Endverbrauch pro BIP-Einheit) ist seit 1980 nur um 1% jährlich zurückgegangen.
Die Verteilung des Energieverbrauchs hat sich zwischen 1980 und 1995 merklich verändert. Im Verkehrssektor stieg der Energieverbrauch um 44%, in der Industrie nahm er um 8% ab, der Brennstoffverbrauch in sonstigen Bereichen erhöhte sich um 7% (im wesentlichen auf die Zunahme des Straßenverkehrs und die Abkehr von der energieintensiven Schwerindustrie zurückzuführen). Insgesamt erhöhte sich der Energieverbrauch zwischen 1985 und 1995 um 10%.
Der Anteil der Kernenergie an der Gesamt-Energieversorgung ist in Europa zwischen 1980 und 1994 von 5% auf 15% gestiegen. Schweden und Frankreich decken damit etwa 40% ihres gesamten Energiebedarfs.
In Osteuropa ging der durch Verwendung fossiler Brennstoffe verursachte Kohlendioxid-Ausstoß zwischen 1990 und 1995 um 19% zurück, was hauptsächlich auf die wirtschaftliche Umstrukturierung zurückzuführen ist. Der Energieverbrauch durch den Verkehr ging in MOE um 3% und in den NUS um 48% zurück. Der Energieverbrauch der Industrie ist in MOE um 28% und in den NUS um 38% gesunken. Die Energieintensität liegt in MOE etwa dreimal höher als in Westeuropa, in den NUS liegt dieser Wert wahrscheinlich etwa fünfmal höher, so daß hier ein beträchtliches Potential für Energieeinsparungen besteht. In einem "Business as usual"-Szenario des Typs "Basisvariante" ergibt sich für den Energieverbrauch im Jahre 2010 in den NUS ein Wert, der 11% unter dem Stand von 1990 liegt, für die MOE wird eine Steigerung um 4% gegenüber 1990 veranschlagt.
Der Anteil der Kernenergie an der Energieversorgung insgesamt stieg zwischen 1980 und 1994 in den NUS von 2% auf 6% und in MOE von 1% auf 5%. In Bulgarien, Litauen und Slowenien deckt die Kernenergie etwa ein Viertel des gesamten Energiebedarfs.
Die Methanemissionen gingen in Osteuropa zwischen 1980 und 1995 um 40% zurück. Es besteht jedoch noch viel Spielraum für weitere Verringerungen in ganz Europa, vor allem bei den Gasversorgungsnetzen und im Kohlebergbau. Die Stickoxid-Emissionen aus Industrieanlagen und der Einsatz von Mineraldüngern könnten ebenfalls europaweit noch weiter reduziert werden.
Die FCKW-Emissionen sind im Zuge des Ausstiegs aus ihrer Erzeugung und Verwendung rapide zurückgegangen. Verwendung und Ausstoß ihrer Ersatzstoffe, der H-FCKW (die ebenfalls zu den Treibhausgasen zählen) nimmt jedoch zu, ebenso wie die Emissionen der erst vor relativ kurzer Zeit als Treibhausgase erkannten SF6 (Schwefelhexafluorid), FKW (Fluorkohlenwasserstoff) und PFC (Perfluorkohlenstoff), die zu dem "Korb" von Gasen gehören, für den in Kyoto Reduktionsziele vereinbart wurden.
CO2 Emissionen in Europa, 1980-1995
Das zu einem Abbau der Ozonschicht in der Stratosphäre führende Potential sämtlicher Chlor- und Bromverbindungen (FCKW, Halone usw.) erreicht seinen Höchstwert wahrscheinlich in den Jahren 2000 bis 2010. In der Atmosphäre über Europa ging der Ozonwert zwischen 1975 und 1995 um 5% zurück, so daß ein größerer Anteil an UV-B-Strahlung in den unteren Bereich der Atmosphäre und auf die Erdoberfläche gelangte.
Im Frühjahr wurden in letzter Zeit in den arktischen Regionen ausgedehnte lokale Abnahmen der Ozonkonzentrationen in der Stratosphäre beobachtet. So lag beispielsweise im März 1997 die gesamte Ozonkonzentration über dem Nordpol um 40% unter dem Normalwert. Dieser Rückgang ist vergleichbar - wenn auch nicht so gravierend - mit dem Rückgang der Ozonkonzentrationen über der Antarktis und unterstreicht die Notwendigkeit kontinuierlicher politischer Maßnahmen im Hinblick auf den Abbau der Ozonschicht in der Stratosphäre.
Die Erholung der Ozonschicht, die viele Jahrzehnte dauern wird, könnte durch einen schnelleren Ausstieg aus der HFCKW- und Methylbromidproduktion, fachgerechte Entsorgung von FCKW und Halonen in Lagern und anderen Beständen, und das Unterbinden des Schmuggels von Stoffen, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen, beschleunigt werden.
Seit 1985 sind die Ablagerungen von Stoffen, die eine Versauerung bewirken, rückläufig. Doch auf mehr als 10% der europäischen Landfläche, insbesondere in Nord- und Mitteleuropa, werden die kritischen Werte (Mengen, oberhalb derer mit langfristigen Schäden zu rechnen ist) immer noch überschritten.
Die Schwefeldioxidemissionen in Europa sind zwischen 1980 und 1995 auf die Hälfte zurückgegangen. Der Gesamtbetrag an Stickstoffemissionen (Stickoxide plus Ammoniak), der zwischen 1980 und 1990 mehr oder weniger konstant geblieben war, ging zwischen 1990 und 1995 um etwa 15% zurück - dies war der bisher bedeutendste Rückgang in Osteuropa.
Der Verkehrssektor ist inzwischen mit einem Anteil von 60% im Jahre 1995 der Hauptverursacher von Stickoxidemissionen. Zwischen 1980 und 1994 nahm der Güterverkehr auf der Straße um 54% zu; zwischen 1985 und 1995 erhöhte sich der Personenverkehr auf der Straße um 46% und der Personenverkehr in der Luft um 67%.
In Westeuropa hat die Einführung von Katalysatoren zu einer Verringerung der Emissionen des Verkehrssektors geführt. Solche Maßnahmen wirken sich jedoch aufgrund der geringen Erneuerungsrate der Fahrzeugflotte nur langsam aus. Eine weitere Verringerung erfordert wahrscheinlich fiskalische Maßnahmen im Hinblick auf Treibstoffe und Fahrzeuge.
In Osteuropa gibt es ein erhebliches Wachstumspotential im Bereich des privaten Kraftfahrzeugverkehrs, aber auch ein bedeutendes Potential im Hinblick auf eine Verbesserung der Energieeffizienz im gesamten Verkehrssektor.
Mit den bisher umgesetzten politischen Maßnahmen zur Bekämpfung der Versauerung wurden nur Teilerfolge erreicht:
Bis 1999 soll ein auf mehrere Schadstoffe und mehrere Auswirkungen bezogenes Protokoll fertiggestellt werden. Ziel dieses Protokolls wird sein, auf kosteneffizienter Basis weitere nationale Emissionsgrenzwerte für Stoffe, die eine Versauerung bewirken, und flüchtige organische Verbindungen ohne Methan (NMVOC) festzulegen.
Im Anschluß an das 5. UAP werden in der EU weitere Maßnahmen im Hinblick auf eine Verwirklichung der langfristigen Zielvorgabe des zweiten Schwefel-Protokolls vorbereitet. Sie umfassen eine Reduzierung des Schwefelgehalts von Erzeugnissen auf Erdölbasis, eine Reduzierung der Emissionen von Großfeuerungsanlagen und eine Festlegung von Emissionsgrenzen für Straßenfahrzeuge. Eine vorläufige Zielvorgabe der EU-Versauerungs-Strategie, über die derzeit beraten wird, ist eine 55%ige Reduzierung der Stickoxidemissionen zwischen 1990 und 2010. Wenn diese Zielvorgabe erreicht werden soll, müssen die Emissionen im Verkehrssektor besonders aufmerksam beobachtet werden.
Gesamtbereich der Überschreitung kritischer Werte bei
Schwefel und Stickstof
Quelle: EMEP/MSC/W und MEL
In den meisten europäischen Ländern werden die Grenzwerte, die zum Schutz der menschlichen Gesundheit, der Vegetation und der Ökosysteme festgelegt wurden, häufig überschritten. Etwa 700 Krankenhauseinweisungen in der EU in der Zeit von März bis Oktober 1995 (75% davon in Frankreich, Italien und Deutschland) sind wahrscheinlich auf Ozonkonzentrationen zurückzuführen, die über den als gesundheitlich noch unbedenklich geltenden Grenzwert hinausgingen. Etwa 330 Millionen Menschen in der EU sind zumindest einmal jährlich einer Überschreitung der kritischen Belastung ausgesetzt.
Der für den Schutz der Vegetation festgelegte Grenzwert wurde 1995 in den meisten EU-Ländern überschritten. Verschiedene Länder meldeten, daß an manchen Standorten der Grenzwert an mehr als 150 Tagen überschritten wurde. Im selben Jahr wurden fast auf der gesamten Wald- und Ackerlandfläche der EU Überschreitungen nachgewiesen.
Die Emissionen der wichtigsten Ozonvorläufersubstanzen, der Stickoxide und der flüchtigen organischen Verbindungen ohne Methan (NMVOC) nahmen bis Ende der achtziger Jahre zu und gingen dann zwischen 1990 und 1994 um 14% zurück. Der Verkehrssektor ist der Hauptverursacher der Stickoxidemissionen. Der Verkehrssektor ist ebenfalls der Hauptverursacher von NMVOC-Emissionen in Westeuropa, während in Osteuropa die Industrie Hauptverursacher der Emissionen ist.
Ein Erreichen der Zielvorgaben für die Emissionen von Stickoxiden entsprechend dem Übereinkommen über weiträumige grenzüberschreitende Luftverschmutzung und dem Fünften Umwelt-Aktionsprogramm würde im Bereich der Spitzenkonzentrationen lediglich zu einer Verringerung von 5-10% führen. Ob die langfristige Zielvorgabe der Einhaltung der Grenzwerte erreicht werden kann, hängt entscheidend davon ab, ob es gelingt, die gesamten Ozonkonzentrationen in der Troposphäre zu reduzieren. Das erfordert Maßnahmen im Hinblick auf die Emissionen der Vorläuferschadstoffe (Stickoxide und NMVOC), die sich auf die gesamte nördliche Hemisphäre erstrecken müssen. Ein erster Schritt ist die Festlegung weiterer Emissionsgrenzwerte in den einzelnen Ländern nach Maßgabe des neuen, mehrere Auswirkungen und mehrere Schadstoffe betreffenden Protokolls.
Quelle: EUA-ETC/AQ
Bisher liegen nur wenige Emissionsdaten vor, doch in allen Umweltbereichen, auch im tierischen und menschlichen Organismus, sind chemische Stoffe vorzufinden. Im Europäischen Verzeichnis der existierenden chemischen Substanzen sind mehr als 100.000 chemische Verbindungen aufgeführt. Die Bedrohung, die von vielen dieser chemischen Stoffe ausgeht, läßt sich nicht genau beurteilen, da zu wenig bekannt ist über ihre Konzentrationen und ihre Wege und Formen der Anreicherung in der Umwelt sowie über die damit zusammenhängenden Auswirkungen auf Menschen und andere Lebensformen.
Einige Informationen liegen allerdings vor beispielsweise über Schwermetalle und nicht abbaubare organische Schadstoffe (POP). Zwar gehen die Emissionen bei einigen dieser Stoffe zurück, doch ihre Konzentration in der Umwelt ist nach wie vor besorgniserregend hoch, insbesondere in einigen stark kontaminierten Gebieten und Senken, wie der Arktis und der Ostsee. Einige für ihre Schädlichkeit bekannte nicht abbaubare organische Schadstoffe werden inzwischen aus der Produktion herausgenommen, doch zahlreiche andere mit ähnlichen Eigenschaften werden nach wie vor in großen Mengen hergestellt.
Seit einiger Zeit stellt sich die Frage der Gefährdung durch hormonaktive Substanzen, nicht abbaubare organische Schadstoffe und einige organisch-metallische Verbindungen, die insbesondere eine mögliche Ursache reproduktiver Störungen bei Mensch und Tier sein könnten. Bei einigen Meerestieren sind solche Auswirkungen nachgewiesen, im Hinblick auf die Auswirkungen im menschlichen Organismus liegen derzeit jedoch noch so wenige Befunde vor, daß kein kausaler Zusammenhang zwischen solchen chemischen Stoffen und Auswirkungen auf die Fortpflanzungsfähigkeit nachgewiesen werden kann.
Aufgrund der Schwierigkeiten und Kosten, die mit einer Bewertung der Toxizität zahlreicher potentiell schädlicher gebräuchlicher chemischer Stoffe verbunden sind, insbesondere einiger Substanzen mit potentiell reproduktionsschädigenden und neuro-toxikologischen Auswirkungen, zielen einige der derzeit angewendeten Beschränkungsstrategien wie beispielsweise die des Übereinkommens zum Schutz der Meeresumwelt des Nordatlantiks (OSPAR) inzwischen darauf ab, die "Belastung" durch chemische Stoffe in der Umwelt durch eine völlige Einstellung oder eine Reduzierung der Anwendungen und Emissionen zu verringern. Die Wirtschaftskommission für Europa wird voraussichtlich 1998 im Zusammenhang mit dem Übereinkommen über weiträumige grenzüberschreitende Luftverschmutzung zwei neue Protokolle zu den Emissionen von drei Schwermetallen und sechzehn nicht abbaubaren organischen Substanzen erstellen.
Seit dem Dobris-Lagebericht sind einige neue nationale und internationale Initiativen im Hinblick auf eine Reduzierung der möglichen Auswirkungen chemischer Stoffe auf die Umwelt entstanden, darunter auch Programme mit dem Ziel einer freiwilligen Einschränkung, Maßnahmen zur Besteuerung bestimmter chemischer Stoffe und Schritte im Hinblick auf die Möglichkeit, ähnlich wie beim US-amerikanischen Toxic Release Inventory, beispielsweise über die EU-Richtlinie über integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung Emissionsdaten von Industrieanlagen öffentlich zugänglich zu machen. Solche Instrumente könnten in allen Teilen Europas in sehr viel umfangreicherem Maße eingesetzt werden.
Reduzierung der Bleiemissionen aus Benzin, 1990-1996
Quelle: EPA Dänemark
Zwischen 1990 und 1995 stieg das nachgewiesene Abfallaufkommen in den europäischen OECD-Mitgliedstaaten um nahezu 10%. Ein Teil dieser scheinbaren Zunahme mag allerdings darauf zurückzuführen sein, daß die Entwicklung in diesem Bereich statistisch genauer erfaßt wird. Dennoch erschweren die mangelnde Harmonisierung und unvollständige Datenerfassungen nach wie vor eine gesamteuropäische Beobachtung von Tendenzen und Verbesserung der Zielvorgaben im Bereich umweltpolitischer Maßnahmen.
Die Zunahme des Aufkommens an Siedlungsabfällen in den europäischen OECD-Mitgliedstaaten zwischen 1990 und 1995 wird auf 11% geschätzt. 1995 fielen etwa 200 Millionen Tonnen Siedlungsabfälle an, das entspricht 420 kg pro Person und Jahr. Die verfügbaren Daten zu den Siedlungsabfällen in Osteuropa sind noch nicht genügend abgesichert, um eine generelle Tendenz auszumachen.
Deutschland und Frankreich waren die Hauptverursacher der annähernd 42 Millionen Tonnen an gefährlichen Abfällen pro Jahr, die die europäischen Mitgliedsländer der OECD für den Zeitraum um 1994 gemeldet haben. Die Russische Föderation war verantwortlich für etwa zwei Drittel der 30 Millionen Tonnen gefährlicher Abfälle, die Anfang der neunziger Jahre alljährlich in ganz Osteuropa anfielen. Diese summarischen Mengenangaben können aufgrund der unterschiedlichen Definitionskriterien allerdings lediglich als Anhaltspunkte betrachtet werden.
In der Abfallwirtschaft der meisten Länder wird immer noch vorwiegend die kostengünstigste Option gewählt: die Lagerung auf Deponien. Doch die Kostenrechnungen schließen selten die Folgekosten ein (wie beispielsweise Kosten, die nach der Schließung der Deponien entstehen), auch wenn in einigen Ländern Abfallsteuern erhoben werden (z.B. Belgien, Dänemark, Großbritannien und Österreich). Das Vermeiden und Vermindern von Abfall wird zunehmend als für die Umwelt günstigere Lösung erkannt. Der verstärkte Einsatz von sauberen Technologien und von Maßnahmen zur Abfallvermeidung würde sämtlichen Abfallströmen, insbesondere im Bereich gefährlicher Abfälle, zugute kommen. In Ländern mit gut ausgebauter Abfallwirtschaft-Infrastruktur nimmt das Recycling zu.
In vielen osteuropäischen Ländern trifft die Zunahme der anfallenden Abfallmengen auf die Hinterlassenschaft einer schwachen Infrastruktur im Bereich der Abfallwirtschaft. In diesen Ländern erfordert eine effiziente Abfallwirtschaft bessere strategische Planung und mehr Investitionen. Zu den Prioritäten zählen eine Verbesserung der Entsorgung von Siedlungsabfällen mit Hilfe einer verbesserten Mülltrennung und einer verbesserten Bewirtschaftung der Deponien, die Einführung von Recyclingmaßnahmen auf lokaler Ebene und die Durchführung von kostengünstigen Maßnahmen zur Verhinderung von Bodenverunreinigungen.
Eine Verpflichtung zur nachhaltigen Nutzung von Ressourcen, bei der Umweltschäden möglichst gering gehalten und das "Verursacherprinzip" sowie das "Prinzip der Nähe" eingehalten wird, hat die EU dazu veranlaßt, eine große Bandbreite gesetzlicher Regelungen zu schaffen, die zum Ziel haben, die Gesetzgebung der einzelnen Länder im Bereich der Abfallwirtschaft zu unterstützen und zu harmonisieren. Veranlaßt durch den Prozeß des EU-Beitritts verfolgen inzwischen einige mittel- und osteuropäische Länder einen ähnlichen Ansatz. Doch in den meisten anderen Ländern Osteuropas ist die Gesetzgebung im Bereich der Abfallwirtschaft noch höchst unzulänglich.
Anteil der Länder mit den folgenden Instrumenten im Bereich der Abfallwirtschaft
Quelle: EUA
Die freilebenden Arten in Europa sind weiterhin ernstlich gefährdet, und die Anzahl der im Rückgang befindlichen Arten nimmt zu. In vielen Ländern sind bis zu 50 % der bekannten Wirbeltierarten bedroht.
Mehr als ein Drittel der Vogelarten in Europa sind, vor allem in Nordwest- und Mitteleuropa, im Abnehmen begriffen. Hauptursache dafür sind Einschränkungen ihres Lebensraumes aufgrund einer veränderten Flächennutzung, insbesondere aufgrund intensiverer land- und forstwirtschaftlicher Nutzung, zunehmendem Ausbau der Infrastruktur, verstärkter Wasserentnahme und zunehmender Umweltverschmutzung.
Die Populationen einiger mit menschlichen Aktivitäten verbundenen Tierarten nehmen zu, und auch einige Pflanzenarten, die hohe Nährstoffwerte oder ein hohes Säureniveau tolerieren, verbreiten sich stärker. In Gebieten, in denen biologischer Landbau betrieben wird, brüten auch wieder mehr Vögel. Probleme entstehen durch die Einführung fremder Tierarten in Meeren, Binnengewässern und terrestrischen Lebensräumen.
Die Zahl der Feuchtgebiete geht vor allem in Südeuropa zurück, ein erheblicher Rückgang ist aber auch in vielen landwirtschaftlich genutzten und verstädterten Gebieten in Nordwest- und Mitteleuropa zu verzeichnen. Die Hauptursachen sind Urbarmachung, Umweltverschmutzung, Trockenlegung, Nutzung für Freizeitaktivitäten und Verstädterung. Einige umfangreiche und zahlreiche kleinere Rekultivierungsprojekte an Flüssen, Seen, Mooren und Sümpfen kompensieren diese Verluste bis zu einem gewissen Grad, wenn auch meistens in relativ kleinem Umfang.
Die Fläche der Sanddünen ist in unserem Jahrhundert um 40% zurückgegangen. Dies betrifft vor allem die Westküsten Europas; ein Drittel der Verluste datiert aus der Zeit seit Mitte der siebziger Jahre. Die Hauptursachen sind Verstädterung, Freizeitnutzung und Aufforstung.
Die von Wald bedeckte Fläche nimmt insgesamt ebenso zu wie die gesamte Holzerzeugung. Die "extensive" Forstwirtschaft, wie sie früher allgemein üblich war, wird immer mehr durch intensivere und einheitlichere Formen der Bewirtschaftung ersetzt. Die Anpflanzung exotischer Arten nimmt weiter zu. Der gravierende Verlust alter natürlicher und halbnatürlicher Waldgebiete setzt sich fort. Die meisten der alten und nahezu unberührten Wälder befinden sich inzwischen in Osteuropa, obwohl kleinere Gebiete auch noch andernorts zu finden sind. Im Mittelmeerraum sind Waldbrände nach wie vor ein Problem, obgleich die Größe des betroffenen Gebiets abgenommen hat. Das Konzept der nachhaltigen Forstwirtschaft setzt sich in der Nutzung und Bewirtschaftung der Wälder allmählich durch, doch spürbare Auswirkungen auf die Artenvielfalt sind noch nicht erkennbar.
Da die Landwirtschaft intensiver geworden ist und weniger ertragreiche Flächen zunehmend aufgeforstet werden, beschleunigen sich der Verlust und die Degradation von halbnatürlichen landwirtschaftlich genutzten Lebensräumen wie beispielsweise Wiesen. Früher gab es in Europa zahlreiche Lebensräume dieser Art. Sie hingen von einer extensiven Landwirtschaft mit einem geringen Nährstoffeintrag ab. Inzwischen leiden sie unter einem übermäßigen Nährstoffeintrag und unter Versauerung. Mit dem Verschwinden ihres oft reichen Pflanzen- und Tierlebens geht die natürliche Artenvielfalt offener Landschaften erheblich zurück.
In allen Ländern wurde ein breites Spektrum an nationalen und internationalen Initiativen und rechtlichen Regelungen zum Schutz der Arten und ihrer Lebensräume eingeführt. Mit Hilfe dieser Maßnahmen ist es gelungen, ausgedehnte Land- und Meeresgebiete zu schützen und eine Reihe von Arten und Lebensräumen zu retten, doch die Umsetzung ist oft schwierig und zeitaufwendig und konnte den allgemeinen Artenschwund bisher nicht aufhalten. Auf europäischer Ebene sind die Umsetzung des "Natura 2000"-Netzes mit ausgewiesenen Schutzgebieten in der EU und das im Rahmen des Berner Übereinkommens kommende EMERALD-Netz im übrigen Europa derzeit die wichtigsten Initiativen.
Insgesamt wird die Erhaltung der Artenvielfalt oft als nachrangig im Vergleich zu den kurzfristigeren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Interessen derjenigen Sektoren angesehen, die sie erheblich belasten. Ein Haupthindernis für die Erhaltung der Artenvielfalt ist nach wie vor die Notwendigkeit, dieses Anliegen in andere Politikbereiche zu integrieren. Eine strategische umweltpolitische Bewertung politischer Initiativen und Programme sowie entsprechende Maßnahmen im Bereich des Naturschutzes können wichtige Instrumente zur Förderung einer solchen Integration sein.
Quelle: EUA-ETC/Naturschutz
In den Mittelmeerländern ist es die Landwirtschaft, die - vor allem für die Bewässerung der Felder - am meisten Wasser verbraucht. Seit 1980 nimmt die gesamte bewässerte Fläche sowie der Gesamtverbrauch an Wasser für die Bewässerung ständig zu. In den südeuropäischen Ländern werden 60% des insgesamt entnommenen Wassers zur Bewässerung verwendet. In einigen Regionen übersteigt die Grundwasserentnahme die Auffüllquote und führt dadurch zu einem Absinken des Grundwasserspiegels, einer Abnahme der Feuchtgebiete und einem Eindringen von Salzwasser. Zu den Steuerungsinstrumenten im Hinblick auf eine Einschränkung der zukünftigen Wassernachfrage zählen eine effizientere Nutzung des entnommenen Wassers, eine Steuerung über die Preise sowie agrarpolitische Maßnahmen.
Trotz der Einführung von Zielvorgaben für die Wasserqualität in der EU und der Miteinbeziehung der Wasserqualität im Umwelt-Aktionsprogramm für Mittel- und Osteuropa ist seit 1989/90 keine generelle Verbesserung der Wasserqualität in den Flüssen festzustellen. Die europäischen Länder berichten von unterschiedlichen Tendenzen, bei denen sich kein konsistentes geographisches Muster feststellen läßt. Immerhin zeigen sich seit den siebziger Jahren einige Verbesserungen in den am schlimmsten verschmutzten Flüssen.
Phosphor und Stickstoff verursachen nach wie vor eine Eutrophierung des Oberflächenwassers. In einigen Ländern führten in den Jahren 1980 bis 1995 eine verbesserte Abwasserbehandlung sowie eine Verringerung der Emissionen aus der Großindustrie dazu, daß der Gesamteintrag an Phosphor in die Flüsse um 40% bis 60% zurückging. Die Phosphorkonzentrationen im Oberflächenwasser verringerten sich signifikant, vor allem in den bis dahin am meisten belasteten Gewässern. Mit weiteren Verbesserungen ist zu rechnen, da die Erholung, insbesondere von Seen, mehrere Jahre dauern kann. Die Phosphorkonzentrationen an etwa einem Viertel der Beobachtungspunkte an Flüssen sind immer noch etwa zehnmal höher als die Werte in Gewässern mit guter Qualität. Der vor allem aus der Landwirtschaft stammende Stickstoffeintrag in die Flüsse ist ein geringeres Problem, wird aber problematisch, wenn er ins Meer gelangt; die Emissionen sollten weiter verringert werden, um die Meeresumwelt zu schützen.
Die Grundwasserqualität wird durch zunehmende Konzentrationen von Nitraten und Pestiziden aus der Landwirtschaft beeinträchtigt. In Nordeuropa sind die Nitratkonzentrationen gering, in einigen west- und osteuropäischen Ländern dagegen so hoch, daß sie häufig über dem von der EU festgelegten Höchstwert liegen.
Zwischen 1985 und 1995 ist die Anwendung von Pestiziden in der EU zurückgegangen; damit ist aber noch nicht gewährleistet, daß ihre umweltschädigenden Wirkungen geringer werden, da sich das Spektrum der angewendeten Pestizide verändert hat. Die Grundwasserkonzentrationen bestimmter Pestizide übersteigen häufig die von der EU festgelegten Höchstwerte. Aus zahlreichen Ländern wurden außerdem signifikante Verunreinigungen durch Schwermetalle, Kohlenwasserstoffe und chlorierte Kohlenwasserstoffe gemeldet.
In vielen Gebieten Europas, beispielsweise an der Nordsee, der Ostsee, am Rhein, der Elbe und der Donau, wird eine integrierte Politik zum Schutz der Binnengewässer umgesetzt. Bisher wurde zwar schon viel erreicht, doch bleibt eine bessere Integration umweltpolitischer Strategien in wirtschaftspolitische Strategien auch in Zukunft eine wichtige Aufgabe.
Insbesondere die Agrarpolitik bietet die Möglichkeit, das Problem der Einträge aus diffusen Quellen gezielt anzugehen, auch wenn dies erhebliche technische und politische Probleme mit sich bringt. Zwar zielen die Reformen im Rahmen der gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union auch darauf ab, die Nährstoffeinträge zu verringern, doch es muß noch mehr getan werden beispielsweise muß sichergestellt werden, daß Maßnahmen wie die Stillegung landwirtschaftlicher Nutzflächen dazu dient, den Nutzen für die Umwelt zu maximieren.
Die EU-Richtlinien über die Aufbereitung von städtischem Abwasser und über Nitrate sollten zu substantiellen Qualitätsverbesserungen führen, ihr Erfolg hängt jedoch davon ab, in welchem Maße die Mitgliedsstaaten sensible Gebiete und gefährdete Zonen ausweisen. Der Vorschlag für eine Rahmenrichtlinie Wasser erfordert die Erarbeitung integrierter Bewirtschaftungs- und Verbesserungsprogramme. Eine solche Richtlinie sollte, wenn sie in der gesamten EU in vergleichbarer Weise umgesetzt wird, in Verbindung mit einer weitergehenden Umstellung auf eine nachfrageorientierte Bewirtschaftung zu deutlichen Verbesserungen der Wasserqualität und einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Wasserressourcen führen.
Verfügbarkeit von Süßwasser in Europa
Quelle: Eurostat, OECD, Institut für Hydrologie
Meeres- und Küstenumwelt
In bestimmten Bereichen vieler europäischen Meere ist die im wesentlichen durch Nährstoffüberschüsse in der Landwirtschaft verursachte Eutrophierung ein gravierendes Problem. Die Nährstoffkonzentrationen sind im allgemeinen so hoch wie zu Beginn der neunziger Jahre. Die Zunahmen der Stickstoffeinträge sowie daraus folgend die erhöhten Konzentrationen im Meerwasser an einigen europäischen Westküsten scheinen mit hohen Niederschlagsmengen und Überschwemmungen zwischen 1994 und 1996 zusammenzuhängen. In den meisten anderen Meeren konnte, was die Nährstoffkonzentrationen angeht, keine eindeutige Tendenz festgestellt werden. Im Schwarzen Meer allerdings verzehnfachten sich die vor allem aus dem Einzugsgebiet der Donau stammenden Nährstoffkonzentrationen zwischen 1960 und 1992.
In fast allen europäischen Meeren scheinen die Sedimente ebenso wie Flora und Fauna durch anthropogene chemische Substanzen verseucht zu sein. Bislang liegen nur wenige Daten vor, die vor allem die Situation in West- und Nordwesteuropa beschreiben. In Fischen und Sedimenten wurde eine (bezogen auf den natürlichen Hintergrund) erhöhte Konzentration von Schwermetallen und PCB nachgewiesen, wobei sich an den Punktquellen der Emissionen besonders hohe Werte ergaben. Die Anreicherung dieser Substanzen im Organismus könnte die Ökosysteme ebenso gefährden wie die Gesundheit des Menschen (siehe auch das Kapitel über chemische Stoffe).
Das Gesamtbild der Ölverschmutzung in den Meeren ist äußerst bruchstückhaft, so daß keine zuverlässige Bewertung allgemeiner Tendenzen möglich ist. Das meiste Öl gelangt durch die Flüsse, d.h. vom Land her in die Meere. Obwohl die Anzahl der Ölverseuchungen pro Jahr abnimmt, verursachen kleine und gelegentlich auch größere Fälle von Ölverseuchung in Gebieten mit dichtem Schiffsverkehr erhebliche lokale Schäden, insbesondere eine Verölung der Strände und der Seevögel sowie eine Beeinträchtigung des Fisch- und Schalentierfangs. Dennoch gibt es keine Hinweise auf irreparable Schäden der marinen Ökosysteme durch größere Ölverseuchungen oder durch andauernde Verschmutzungsquellen.
Viele Meere werden immer noch erheblich überfischt. Besonders problematisch ist die Lage in der Nordsee, dem Iberischen Becken, dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer. Die Fischereiflotte besitzt eine kritische Überkapazität, und erst eine 40%ige Reduzierung der Kapazitäten würde eine Überfischung verhindern.
Stickstoff- und PhosphoreinträgeQuelle: EUA - ETC/Küsten- und Meeresumwelt
Obwohl im Umweltprogramm für Europa dazu aufgefordert wurde, kontaminierte Standorte auszuweisen, liegt für viele Länder noch kein vollständiger Überblick vor. Das Ausmaß der Problematik läßt sich nur schwer beurteilen, da es bisher keine allgemeinverbindlichen Definitionen gibt. Die Europäische Kommission bereitet ein Weißbuch zur Frage der Haftung bei Umweltschäden vor; für daran anschließende Maßnahmen wird es sicherlich erforderlich werden, Definitionen zu vereinbaren. Die meisten westeuropäischen Staaten haben gesetzliche Rahmenregelungen erstellt, um künftige Unfälle zu verhindern und Altlasten zu sanieren.
In Osteuropa ist die Gefahr der Bodenverseuchung in den Gebieten um die ehemaligen militärischen Stützpunkte am größten. Die meisten Länder in dieser Region haben begonnen, die damit zusammenhängenden Probleme zu bewerten. Dennoch müssen zahlreiche Länder in Osteuropa zunächst den gesetzlichen und finanziellen Rahmen schaffen, der Voraussetzung für die Lösung der Problematik kontaminierter Standorte.
Ein weiteres gravierendes Problem ist der Verlust an Boden durch Versiegelung, beispielsweise durch den Bau von Industrieanlagen und Verkehrsinfrastruktur, wodurch die Bodennutzungsmöglichkeiten künftiger Generationen beschnitten werden.
Die Bodenerosion nimmt weiter zu. Etwa 115 Millionen Hektar sind durch Wassererosion und 42 Millionen Hektar durch Winderosion gefährdet. Aufgrund der prekären Umweltbedingungen ist das Problem in der Mittelmeerregion am größten, doch auch in den meisten anderen europäischen Ländern gibt es Probleme. Vor allem in abgelegenen Gebieten verstärkt sich die Bodenerosion durch die Aufgabe landwirtschaftlicher Nutzflächen und durch Waldbrände. In vielen Gebieten mangelt es an strategischen Maßnahmen (wie z.B. Aufforstung) im Kampf gegen die fortschreitende Bodenerosion.
Nahezu 4 Millionen Hektar, vor allem im Mittelmeerraum und in den osteuropäischen Ländern, sind von Bodenversalzung betroffen. Hauptursachen sind die exzessive Nutzung der Wasserressourcen im Zusammenhang mit Bewässerungsmaßnahmen in der Landwirtschaft, Bevölkerungswachstum, industrielle und städtische Entwicklung und zunehmender Tourismus in den Küstenregionen. Die Bodenversalzung führt in Ackerbaugebieten insbesondere zu geringeren Ernteerträgen oder sogar zu einem vollständigen Ernteausfall. In vielen Ländern fehlt es an Strategien zur Bekämpfung der Bodenversalzung.
Durch Bodenerosion und Bodenversalzung ist in den am meisten gefährdeten Regionen, insbesondere im Mittelmeerraum, die Gefahr der Wüstenbildung gestiegen. Bisher stehen nur wenige Informationen zum Ausmaß und zum Schweregrad der Desertifikation zur Verfügung; erforderlich sind weitere Arbeiten im Hinblick auf Präventionsstrategien. Dies könnte im Rahmen der UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung geschehen.
Daten zur Anzahl nachgewiesener und potentiell kontaminierter
Standorte
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Quelle: EUA-ETC/Bodenschutz
Städtische Umwelt
Trotz der Tatsache, daß schon jetzt etwa drei Viertel der Bevölkerung Westeuropas und der NUS und etwas weniger als zwei Drittel der Bevölkerung Mittel- und Osteuropas in Städten lebt, setzt sich die Verstädterung weiter fort.Die rasche Zunahme privater Verkehrsmittel und eines ressourcenintensiven Konsums stellen eine erhebliche Gefährdung für die städtische Umwelt und damit für die Gesundheit und das Wohl der Menschen dar. In vielen Städten erfolgt über 80% des mechanisierten Verkehrs in Kraftfahrzeugen. Voraussagen zum Anwachsen des Verkehrsaufkommens in Westeuropa gehen bei einem "Business as usual"-Szenario davon aus, daß sich der Bedarf an Güter- und Personenbeförderung zwischen 1990 und 2010 nahezu verdoppeln und die Anzahl der PKWs um 25 bis 30% sowie die Zahl der jährlich gefahrenen Kilometer pro PKW um 25% zunehmen wird. Die derzeitige Zunahme der städtischen Mobilität und der Zahl vorhandener PKWs in den Städten Mittel- und Osteuropas wird sich im Laufe der nächsten zehn Jahre wahrscheinlich noch beschleunigen, und entsprechend werden Energieverbrauch und verkehrsbedingte Emissionen zunehmen.
Insgesamt gesehen hat sich die Luftqualität in den meisten europäischen Städten verbessert. Die Bleikonzentrationen pro Jahr gingen in den neunziger Jahren aufgrund der Reduzierung des Bleigehalts im Benzin drastisch zurück, und es scheint Hinweise darauf zu geben, daß auch die Konzentrationen anderer Schadstoffe abnehmen. Dennoch meldeten einige mittel- und osteuropäischen Städte geringe Zunahmen der Bleikonzentrationen in den letzten fünf Jahren. Diese Zunahme ist auf eine Zunahme des Verkehrsaufkommens zurückzuführen. Der angestrebte Ausstieg aus der Produktion und der Verwendung bleihaltigen Benzins würde dieses Problem lösen.
Ozon stellt jedoch in einigen Städten nach wie vor ein erhebliches Problem dar: es erreicht den ganzen Sommer über hohe Konzentrationen. Die Mehrheit der Städte, aus denen Daten vorliegen, melden Überschreitungen der WHO-Richtwerte bei Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid, Stickoxiden und Partikeln (PM). Zu Benzol liegen nur wenige Daten vor, doch scheinen die WHO-Richtwerte für Luftqualität häufig überschritten zu werden.
Eine Extrapolation der für alle 115 großen Städte Europas vorliegenden Daten ergibt, daß etwa 25 Millionen Personen dem Wintersmog ausgesetzt sind (Überschreitungen der Richtwerte für Luftqualität bei SO2 und PM). Die entsprechende Zahl von Personen, die (aufgrund der Ozonkonzentrationen) dem Sommersmog ausgesetzt sind, liegt bei 37 Millionen, wobei nahezu 40 Millionen Personen alljährlich mindestens eine Überschreitung der WHO-Richtwerte erleben.
In Westeuropa sind die wichtigsten Ursachen der Luftverschmutzung heute Kraftfahrzeuge und die Verbrennung von gasförmigen Brennstoffen früher waren es industrielle Verfahren und die Verbrennung von Kohle und stark schwefelhaltigen Brennstoffen. Da man davon ausgeht, daß das Verkehrsaufkommen auch weiterhin stark ansteigt, ist damit zu rechnen, daß auch die verkehrsbedingten Emissionen und damit die Luftverschmutzung in den Städten weiter zunehmen wird. In Osteuropa zeigt sich eine vergleichbare, wenn auch etwas langsamere Entwicklung.
Etwa 450 Millionen Menschen in Europa (65% der Bevölkerung) sind in ihrer Umwelt einem hohen Lärmniveau ausgesetzt (über Schalldruckpegel-Äquivalent (Leq) 24h 55dB(A)). Etwa 9,7 Millionen Menschen sind unannehmbaren Lärmbelästigungen ausgesetzt (über Leq 24h 75dB(A)).
In einer Reihe europäischer Städte ist der Wasserverbrauch gestiegen: Etwa 60% der großen europäischen Städte nutzen ihre Grundwasserreserven und ihr verfügbares Wasser übermäßig, so daß in Ländern, in denen mit Wasserknappheit zu rechnen ist, insbesondere in Südeuropa, die Wasserqualität zunehmend die städtische Entwicklung behindern wird. Dagegen haben einige Städte in Nordeuropa ihren Wasserverbrauch reduziert. Insgesamt könnten die Wasservorräte effizienter genutzt werden, da nur ein kleiner Anteil des Wasserverbrauchs in den Haushalten zum Trinken oder Kochen gebraucht wird, und da zudem erhebliche Mengen (5 % bis über 25%) versickern.
Die städtische Umweltproblematik ist nicht allein auf die Städte selbst beschränkt. Immer mehr Flächen werden benötigt, um die Bewohner großer Städte mit den erforderlichen Ressourcen zu versorgen und die Emissionen und den Abfall aufzunehmen, den sie produzieren.
Trotz der Fortschritte im Hinblick auf ein Umweltmanagement in europäischen Städten bleiben viele Probleme ungelöst. In den letzten fünf Jahren haben sich immer mehr Stadtverwaltungen darum bemüht, im Rahmen der lokalen Agenda-21-Strategie eine nachhaltige Stadtentwicklung zu fördern. Darin eingeschlossen sind Maßnahmen zur Reduzierung des Verbrauchs von Wasser, Energie und Materialien, eine verbesserte Planung im Bereich von Flächennutzung und Verkehrswesen und der Einsatz wirtschaftspolitischer Instrumente. Inzwischen beteiligen sich mehr als 290 Städte an der Kampagne "Zukunftsfähige Städte in Europa".
Die vorliegenden Daten zu zahlreichen Aspekten der städtischen Entwicklung beispielsweise in den Bereichen Wasserverbrauch, Aufkommen an Siedlungsabfällen, Abwasserbehandlung, Lärm und Luftverschmutzung sind immer noch unvollständig und reichen nicht aus, um Veränderungen der städtischen Umwelt in Europa umfassend zu bewerten.
Durchschnittliche NO2 - Konzentrationen/Jahr, 1990-95
Quelle: EUA-ETC/Luftqualität
Technologische und natürliche Gefahren
Nach den Definitionen der International Nuclear Event Scale (INES) der Internationalen Atomenergiebehörde gab es seit 1986 (Tschernobyl - INES-Stufe 7) keine "Unfälle" (INES-Stufen 4-7) in Europa. Die meisten gemeldeten Ereignisse waren "Störungen" (INES-Stufe 1), einige wenige waren "Störfälle" (INES-Stufen 2-3).
In den vergangenen zehn Jahren ging die Zahl der großen Ölverseuchungen pro Jahr weltweit deutlich zurück. Doch drei der weltweit größten Ölunfälle waren in den letzten Jahren in Westeuropa zu verzeichnen. Ein hoher Prozentsatz des insgesamt ausgelaufenen Öls ist auf diese größten Ölkatastrophen zurückzuführen.
Die Intensität von zahlreichen mit einem hohen Gefahrenpotential verbunden Wirtschaftsaktivitäten nimmt ebenso zu wie die die Anfälligkeit einiger dieser Aktivitäten und Infrastrukturen für natürliche Gefahren. Die Seveso-II-Richtlinie mit ihrem umfassenden und weitreichenden Geltungsbereich und ihrem Schwerpunkt auf Fragen der Prävention von Unfällen stellt einen angemessenen Rahmen für ein verbessertes Risikomanagement zur Verfügung. Die Vorgaben dieser Richtlinie müssen nun von Industrie und Regulierungs- und Planungsbehörden umgesetzt werden. Zugleich ist die Richtlinie ein Modell für Osteuropa, wo es bisher keine derartigen umfassenden transnationalen Rahmenrichtlinien gibt. Darüber hinaus besteht aber auch generell die Notwendigkeit, andere Risiken als von der Industrie ausgehende Gefahrenquellen zu erfassen.
In den neunziger Jahren war eine außergewöhnlich hohe Anzahl von Überschwemmungen mit hohem Sachschaden und vielen Todesopfern zu verzeichnen. Die wahrscheinlichste Erklärung für diese Überschwemmungen sind natürliche hydrologische Schwankungen, doch ihre Auswirkungen könnten auch durch menschliche Eingriffe in den Wasserkreislauf verstärkt worden sein.
Ölverseuchungen in Europa, 1970-1996
Quelle: ITOPF
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