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3.1 Fortschritte in Richtung auf die Zielvorgaben des 5. UAP
Eine Analyse von aktuellen Zuständen und Trends sowie ein Vergleich mit den Zielvorgaben, die für einzelne umweltbezogene Schlüsselbereiche aufgestellt wurden, führt zu folgenden Ergebnissen:
- bei Schwefeldioxidemissionen (SO2),
- bei der Erzeugung von Ozon-abbauenden Stoffen, und
- Kohlendioxidemissionen (CO2), wo - trotz erheblicher Unwägbarkeiten - das bis zum Jahr 2000 Erreichte als ein erster Schritt auf dem Wege zu weiteren Verringerungen angesehen werden kann.
- Versauerung - die Überschreitung kritischer Belastungen wird weitreichend anhalten;
- VOCs - die Emissionen werden zwar deutlich verringert, aber auf Grund von Verzögerungen bei der Umsetzung von Richtlinien ist das Erreichen der Zielvorgaben bis zum Jahr 2000 nicht gewährleistet;
- Nitrate - die Überschreitung der Trinkwassernormen geht aufgrund eines wesentlich geringeren Einsatzes von Stickstoff in der Landwirtschaft zurück, aber wegen der Langlebigkeit von Nitraten im Grundwasser sind die Zielvorgaben nicht ohne eine Denitrifikation des Grundwassers erreichbar;
- Abfallbewirtschaftung - die Abfallerzeugung nimmt (trotz laufender Maßnahmen zur Vermeidung) kontinuierlich zu, und weitere Verbesserungen beim Recycling werden durch die damit verbundenen Kosten und fehlende Märkte für Sekundärrohstoffe beschränkt;
- städtische Umwelt - insbesondere die verkehrsbedingten Umweltbelastungen nehmen in den meisten Städten zu;
- Erhaltung und Schutz der biologischen Vielfalt - die Auswirkungen von Verkehr und Tourismus verschlimmern sich, obgleich immer mehr Gebiete unter Naturschutz gestellt werden und von der Landwirtschaft ausgehende Belastungen durch Veränderungen in der CAP und umweltgerechte landwirtschaftliche Produktionsverfahren zurückgehen werden.
- CO2-Emissionen nach dem Jahre 2000,
- verkehrsbezogene Probleme, z.B. NOx-Emissionen und Lärm,
- Wasserentnahme und Qualität von Meeres- und Grundwasser (letzteres insbesondere im Hinblick auf Pestizide),
- Chemikalien in der Umwelt,
- Bewirtschaftung der Küstengebiete, sowie
- Erosion und Desertifikation.
Tabelle 3.1.1: Bewertung der ökologischen Fortschritte bei der Erfüllung der Zielvorgaben des 5. UAP für das Jahr 2000 unter Heranziehung von neun Leistungskennziffern
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3.2 Darstellung der Erkenntnisse für die einzelnen Umweltthemen
Global
Der kontinuierlich und rapide Anstieg der Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre kann Klimaveränderungen zur Folge haben. Zwischen der Verringerung der Emission dieser Gase und der Stabilisierung ihrer Konzentration in der Atmosphäre liegt eine beträchtliche Zeitspanne. Nachdem der Gesamtausstoß von CO2 (dem bedeutendsten Treibhausgas) eine Zeitlang ständig zugenommen hatte, ging er zwischen 1990 und 1993 wieder zurück. Dies ist zum Teil auf die Wirtschaftsrezession in diesen Jahren zurückzuführen. Während der CO2-Ausstoß der Industrie rückläufig ist, nimmt er im Verkehrssektor weiter zu.
Die Stabilisierung der CO2-Emissionen in der EU auf dem Niveau von 1990 bis zum Jahr 2000 bildet offenbar den Grundpfeiler der EU-Umweltpolitik. Allerdings ist ziemlich unsicher, ob die EU dies Ziel auch erreichen wird (siehe Abb. 3.2.1).
Die Hauptgründe für diese Ungewißheit sind: ständige Zunahme des Verkehrsaufkommens, anhaltend niedrige Energiepreise, nur langsame Verbesserung der Energieeffizienz, viele Maßnahmen nationaler Programme werden nicht vor 2000 abgeschlossen sein. Die gegenwärtigen Regelungen reichen nicht aus, um einen weiteren Anstieg der CO2-Emissionen, der infolge des Anstiegs von Produktion, Verbrauch und Verkehr erwartet wird, nach dem Jahr 2000 zu verhindern. Um die globalen Qualitätsziele zu erreichen, sind Verringerungen um jährlich 12 % erforderlich. Diesbezüglich wird von den Industriestaaten ein angemessener Beitrag erwartet.
Abbildung 3.2.1: Fortschritte im Hinblick auf die Stabilisierung der CO2-Emissionen in der EU12
Die Ozonschicht hat weltweit erheblich abgenommen, hervorgerufen durch Emissionen von halogenierten Kohlenwasserstoffen, beispielsweise von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) und Halonen. Mittlerweile ist das Problem allgemein bekannt und die internationalen Verhandlungen mit dem Ziel strengerer Einschränkungen sind vorangetrieben worden (z.B. bezüglich der Herstellung von FCKW im Montrealer Protokoll). In dieser Hinsicht nimmt die Europäische Union eine Vorreiterrolle ein. Seit der Veröffentlichung des 5. UAP sind die Vorgaben verschärft worden.
Herstellung und Verbrauch von FCKW zeigen sinkende Tendenz: eine Reduzierung um 80% von 1986 bis 1994 (siehe Abb. 3.2.2). Das 1994er Ziel für Halone wurde erreicht. Es ist aber ungewiß, ob die FCKW-Herstellung wie geplant 1995 ausläuft. Die Produktion von HFCKW (deren endgültige Einstellung bis 2015 vorgesehen ist) hat sich infolge des Einsatzes anstelle der bis dahin verwendeten FCKW in der Zeit von 1986 bis 1994 erhöht. Trotz der aktuellen Maßnahmen zum Ausstieg aus der Produktion von FCKW und anderer Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen, wird dieser Abbau auf Grund der langen Lebensdauer der Chlorverbindungen in der Atmosphäre bis in das 21. Jahrhundert hinein anhalten.
Abbildung 3.2.2: Herstellung und Verbrauch von FCKW in der EU12
Quelle: EK-GD XI
Europäische und grenzüberschreitende Ebene
Versauerung in Verbindung mit anderen Formen der Umweltbelastung erhöht die Wahrscheinlichkeit von Schäden an Ökosystemen durch Devitalisierung der Wälder und Beeinträchtigung der Gewässerqualität. Dieser Prozeß wird durch Ablagerung von Schwefel- und Stickstoffverbindungen weiter voranschreiten. Schwefelemissionen wurden inzwischen erheblich reduziert. NOx- und Ammoniak-Ausstoß (NH3) haben sich mittlerweile stabilisiert.
Die Europäische Union hat beträchtliche Anstrengungen unternommen, um Emissionen aus verschiedenen Quellen (z.B. Großfeuerungsanlagen, Fahrzeuge usw.) zu senken. Die Wirksamkeit ist schon sichtbar, auch wenn die Umsetzung noch im Gange ist. Es wird erwartet, daß die SO2-Emissionen weiter abnehmen, und daß die Zielvorgabe aus dem 5. UAP erreicht wird. Dies gilt auch für den im UNECE-Schwefelprotokoll festgelegten, strengeren Grenzwert. Durch die Einführung von Katalysatoren bei Fahrzeugen werden die OxEmissionen zurückgehen. Dennoch ist nicht sicher, ob die Zielvorgabe für 2000 erfüllt werden kann. Aktuelle Reduktionspläne von EU-Mitgliedstaaten werden - anstelle der im 5. UAP erwähnten 30 %- zu einer 20%igen Emissionssenkung bis zum Jahre 2000 führen (gegenüber dem Stand von 1985). Die positiven Auswirkungen von end-of pipe-Techniken werden zum Teil durch steigendes Verkehrsaufkommen (Personen- und Güterverkehr) wieder aufgehoben.
Obwohl sich die Säureablagerungen insgesamt verringert haben (und dies wird sich hauptsächlich infolge der Schwefelreduzierung weiter fortsetzen), werden die kritischen Belastungen in empfindlicheren Regionen nach wie vor überschritten. Im Jahre 1993 überstiegen die Ablagerungen die "kritischen Säurelast" für Ökosysteme auf einer Fläche von 34 % des gesamten europäischen Territoriums (bezogen auf die EU ist dieser Wert sogar noch höher). Ausgehend von den derzeitigen Reduzierungsplänen der Mitgliedstaaten wird dieser Anteil bis zum Jahr 2000 auf 25 % sinken (siehe Karte 3.2.1).
Karte 3.2.1: Überschreitungen der kritischen Säurelast in Europa im Jahr 2000
Quelle: RIVM/KEG, 1995
Die beiden Hauptprobleme bzgl. Luftqualität - die in der gesamten EU auftreten - sind der Sommer- und Wintersmog. Diesbezüglich konnten in den vergangenen Jahrzehnten wesentliche Verbesserungen erzielt werden. Dennoch liegen die Schadstoffkonzentrationen noch immer weit über den zulässigen Grenzwerten. Aufgrund von Bevölkerungskonzentrationen und wirtschaftlichen Aktivitäten sind die großen Ballungsräume dem höchsten Belastungsgrad und den stärksten Gesundheitsrisiken ausgesetzt. So wird beispielsweise geschätzt, daß in nahezu drei Vierteln der EU-Großstädte die WHO-Richtlinien für Luftqualität bei SO2 und partikuläre Substanze (PM) in einem normalen Jahr mindestens einmal überschritten wurden und diese Belastungen Wintersmog verursachten (siehe Tabelle 3.2.1). Die PMBelastung durch Emissionen von Fahrzeugen ist als einer der Hauptgründe für umweltbedingte Gesundheitsprobleme ermittelt worden.
Tabelle 3.2.1: Überschreitungen der WHO-Richtlinien zur Luftqualität im städtischen Raum in Großstädten der EU15, 1990
Quelle: ETC/AQ; Sluyter, 1995
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Anmerkung: Für die Untersuchung wurden 56 Großstädte (mit mehr als 500.000 Einwohnern) ausgewählt; nicht alle haben zu jedem Schadstoff Angaben gemacht.
Der Ausstoß luftverunreinigender Stoffen ist zwar insgesamt rückläufig, doch wird dies durch Emissionen des Straßenverkehrs als einem der Schlüsselfaktoren für die Luftqualität teilweise wieder zunichte gemacht. Trotz der Umsetzung politischer Maßnahmen ist es eher unwahrscheinlich, daß die EU die bei VOC festgelegte Zielvorgabe bis 2000 erreichen kann.
In Ermangelung von Daten gestaltet sich die Bewertung der Fortschritte in bezug auf zwei weitere Probleme der Luftverschmutzung - den Dioxinen und den Schwermetallen - schwierig. Ob die bei Dioxinen angestrebten Werte erreicht werden, hängt weitgehend davon ab, welche Fortschritte - parallel zum starkem Anstieg der Müllverbrennung (eine der Hauptdioxinquellen) - bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Reduzierung erzielt werden. Beträchtliche Erfolge wurden inzwischen bei der Verringerung von Schwermetallen durch die sogenannten Nordseeländer erzielt. Hier werden die meisten Länder das für 1995 angestrebte Ziel erreichen, auch wenn die Situation bei Kupfer, Zink und Chrom noch nicht zufriedenstellend ist.
Regionale Ebene
Die Abfallwirtschaft ist aus verschiedenen Gründen von Bedeutung. Zu einer dauerhaften und umweltgerechten Nutzung von Rohstoffen gehört die zunehmende Verwertung von Sekundärrohstoffen. Wirksame Entsorgung, speziell von gefährlichen Abfälle, verhindert Bodenverunreinigung und reduziert die Risiken für die menschliche Gesundheit. Die Energierückgewinnung aus Abfällen stellt einen Beitrag zur Einsparung von Primärenergie dar. Die Abfallvermeidung ist ein schwer zu lösendes Problem. Das Pro-Kopf-Aufkommen bei Siedlungsabfällen - einem der wichtigsten Zielindikatoren des 5. UAP - ist zwischen 1985 und 1993 kontinuierlich um etwa 20 % angestiegen. Allerdings wurden beträchtliche Erfolge beim Papier- und Glas-Recycling erzielt - der Wiederverwertungsanteil liegt derzeit bei 50 %. Die Entsorgung von Siedlungsabfällen erfolgt überwiegend auf Deponien, obwohl dies abnimmt und zunehmend die Verbrennung an ihre Stelle tritt (der jeweilige Anteil beläuft sich derzeit auf 57 % bzw. 23 %). Infolge fehlender Angaben ist eine vollständige Bewertung der Lage bei gefährlichen Abfällen nicht möglich, auch wenn von diesem Bereich größere Umweltrisiken ausgehen.
Infolge anhaltenden Wirtschaftswachstums und fehlender Maßnahmen zur effektiven Müllvermeidung wird das Pro-Kopf-Aufkommen bei Siedlungsabfällen auch weiterhin ansteigen (siehe Abb. 3.2.3). Es wird um 30 % bis zum Jahre 2000 zunehmen, bezogen auf den Stand von 1985 (im 5. UAP wird für 2000 die Beibehaltung des 1985er Niveaus angestrebt). Trotz der Verpackungs-Richtlinie stoßen weitere Verbesserungen beim Recycling durch die entsprechenden Kosten und fehlende Märkte für Sekundärrohstoffe an Grenzen. Voraussichtlich wird die Entsorgung auf Deponien zurückgehen während die Verbrennung zunimmt. Diese Entwicklung kann sich positiv auf die Boden- und Wasserverschmutzung auswirken, aber zur Vermeidung nachteiliger Auswirkungen bzgl. Luftemissionen sind angemessene Gesetze zur Emissionsbeschränkung erforderlich.
Abbildung 3.2.3: Fortschritte bei den Zielvorgaben für Siedlungsabfälle
Probleme der städtischen Umwelt haben zwar keinen grenzüberschreitenden Charakter, sind jedoch überall in Europa gegenwärtig. Zahlreiche regionale und globale Umweltprobleme haben ihren Ursprung in Städten. Über zwei Drittel der EU-Bevölkerung leben inzwischen in städtischen Gebieten. Die Umweltprobleme in Ballungsräumen weisen eine ansteigende Tendenz auf. Abgesehen von Verkehrsinfarkt und Luftverschmutzung, auf die schon eingegangen wurde, stellt Lärm die gravierendste Umweltbelastung in städtischen Gebieten dar. Das Fehlen von offenen Räumen, Grünflächen und Infrastrukturen (z.b. Kläranlagen), der Zerfall der Infrastruktur und des Wohnungsbestandes, Kriminalität und andere soziale Probleme lassen sich auch auf große und schlecht geplante Städte zurückführen.
In Großstädten übersteigt der Bevölkerungsanteil, der einem untragbaren Lärmpegel ausgesetzt ist, den Landesdurchschnitt um das Zwei- bis Dreifache. Durch den Verkehr, der Hauptquelle von Lärmbelästigungen, werden gegenwärtig etwa 17 % der Bevölkerung in der Mehrzahl der EU-Länder einem Lärmpegel von über 65 dB(A) ausgesetzt. Durch die schnelle Zunahme des Verkehrsaufkommens wird dieser Anteil vermutlich weiter ansteigen, obwohl politisches Ziel ist, den derzeitigen Stand zu halten. Dieses Ziel ist jedoch nur mit Hilfe konzertierter örtlicher Maßnahmen erreichbar.
Die größten Gefahren für die Grund- und Oberflächenwasserressourcen liegen in der Verschlechterung der Wasserqualität und der Überbeanspruchung der Wasservorräte. In jedem Jahr werden durchschnittlich 17 % der erneuerbaren Wasserressourcen in der EU entnommen. Die Wasserentnahme erhöhte sich zwischen 1970 und 1985 um 35 % und wird - Prognosen zufolge - weiter zunehmen, insbesondere im Bereich der Landwirtschaft der südlichen Regionen Europas.
Die Mehrheit der Europäer (65 %) greift zur Gewinnung von Trinkwasser auf Grundwasser zurück. Dies führt vielerorts zu einer übermäßige Beanspruchung der grundwasserführenden Schichten, was wiederum zu einem Absinken des Grundwasserspiegels und weiteren Auswirkungen führt wie z.B.: Eindringen von Salzwasser in küstennahe grundwasserführende Schichten, abnehmende Wasserführungen sowie Austrocknen von Feuchtgebieten. Die Grundwassernutzung ist durch die Auswaschung von Pestiziden (siehe Karte 3.2.2) und Nitraten aus der Landwirtschaft gefährdet. Die Nitrat- und Pestizidkonzentrationen im Grundwasser sind im Ansteigen begriffen und überschreiten Schätzungen zufolge die Zielvorgabe um mehr als 85 % (Europa insgesamt) bzw. 75 % (EU-Raum) der landwirtschaftlichen Nutzfläche.
Karte 3.2.2: Gefährdung des Grundwassers durch Pestizide
Quelle: RIVM
Als Folge umfangreicher Investitionen in die Abwasserbehandlung ist bei der Mehrzahl der großen europäischen Flüsse zu erkennen, daß sich der Zustand im letzten Jahrzehnt verbessert hat. Emissionen von sauerstoffabbauenden Stoffen und von Phosphor sind stark gesunken (siehe Abb. 3.2.4), wodurch sich die Sauerstoffwerte und damit die Lebensbedingungen von Wassertieren verbessert haben; die günstigsten Ergebnisse sind in den nordwestlichen Regionen der EU erzielt wurden. Trotz der Verminderung von Phosphoremissionen in Oberflächengewässer bereitet die Eutrophierung weiterhin Probleme. Wie das Grundwasser weist auch die große Mehrheit der EU-Flüsse (75 %) als Folge der Intensivierung der Landwirtschaft eine anhaltende Zunahme der Nitratkonzentrationen auf. Damit wächst auch für die Meere, in die diese Flüsse münden, die Gefahr der Eutrophierung.
Quelle: ETC/IW, 1995
Viele der derzeitigen politischen Initiativen machen umfangreiche Investitionen seitens der Mitgliedstaaten notwendig; es wird aber erwartet, daß sich diese bis zum Jahr 2000 merklich durch eine entsprechende Qualität an Umwelt auszahlen werden. Bis dahin wird wohl die Qualität der Oberflächengewässer entweder unverändert bleiben oder sich schrittweise erhöhen. Bei Grundwasser kann es längere Zeit in Anspruch nehmen, bis die Nitrat-Richtlinie und der erwartete Rückgang des Pestizideinsatzes Erfolge sichtbar werden lassen.
Die Degradation von Küstengebieten wird verursacht durch die Ansammlung von Schadstoffen aus Einzugsbereichen von Flüssen, der direkten Verschmutzung der Meere, von Ölverklappungen, atmosphärischem Niederschlag und Küstenerosion sowie der Belastungen durch Tourismus und Fischerei. Die schwerwiegendsten Schäden der Küstengebiete werden durch folgende Schadstoffe hervorgerufen: Nährstoffe, Schwermetalle, Chemikalien, Öl und gefährliche Abfälle (Ostsee und Mittelmeer). Darüber hinaus sind die Küstenregionen durch den Eintrag von Nährstoffen über die Flüsse von Eutrophierung bedroht (Ostsee und Mittelmeer). Die meisten Nordseeländer konnten den Phosphor- und Schwermetallanteil zwischen 1985 und 1995 um etwa 50 % verringern.
Umweltrisiken erwachsen im wesentlichen aus nuklearen und industriellen Unfällen sowie aus chemischen und natürlichen Gefahren. Umweltschäden auf Grund von Unfällen und Naturkatastrophen haben in den vergangenen dreißig Jahren erheblich zugenommen. Das Hauptziel der Politik in allen risikobehafteten Bereichen ist - dem Prinzip der Vorbeugung folgend - die Reduzierung der Exposition. Das bezieht sich beispielsweise auf die Verringerung der Menge toxischer Substanzen in der Umwelt, die Verhütung von schweren Industrieunfällen ("Seveso-Richtlinie"), auf Risikomanagement bei genetisch veränderten Organismen (GMO) sowie auf die Umsetzung von Sicherheitsnormen zur Verringerung des Risikos nuklearer Unfälle. Bedenken bestehen auch hinsichtlich einer Reihe im Einsatz befindlicher Chemikalien (EU-weit sind annähernd 100 000 Chemikalien im Handel erhältlich), über deren Folgen für die Umwelt und Wechselwirkungen bisher nur wenig bekannt ist.
Die gravierendsten Probleme der Bodenqualität in Europa ergeben sich aus Erosion und Verschmutzung. Die Verarmung des Bodens als natürlicher Ressource bereitet in weiten Teilen der EU Sorgen; sie wird möglicherweise trotz der Programme der Mitgliedstaaten zunehmen. Die umweltpolitischen Vorgaben und Maßnahmen in bezug auf den Boden sind begrenzt, ebenso die verfügbaren Daten, auf deren Grundlage eine Strategie zu erarbeiten wäre. Abgesehen von den bestehenden Maßnahmen gibt es infolge des Subsidiaritätsprinzips keine EU-Konzepte.
Bodenerosion - insbesondere im Mittelmeerraum - wird durch Entwaldung und unangemessene landwirtschaftliche Praktiken verursacht. Bodenverschmutzung kann verschiedene Ursachen haben: luftbedingte Übersäuerung, übermäßiger Einsatz von Düngemitteln und von Pestiziden in der Landwirtschaft, Lagerung und Entsorgung von Stoffen an Industriestandorten, Entsorgung von Haus- und Industrieabfall sowie Bergbauarbeiten.
Auswirkungen auf Natur und Artenvielfalt
Die Bewahrung von Natur und Biologischer Vielfalt erfolgt traditionell über den Schutz von Gebieten und Arten. Die Habitat-Richtlinie bietet mit der Schaffung eines kohärenten europäischen Netzes natürlicher und halbnatürlicher Lebensräume (dem Netzwerk "NATURA 2000") einen Mechanismus an, mit dessen Hilfe die Gesamtfläche geschützter Lebensräume in der Union vergrößert und eine Verbesserung der Bewirtschaftung und der Überwachungssysteme für die vorgesehenen Gebiete erreicht werden kann. Die Herausforderung für die Union und die Mitgliedstaaten ist nun, Standorte auszuwählen, in denen sich die Vielfalt der natürlichen Lebensräume Europas widerspiegelt, und ihre Bereitschaft zu zeigen, diesen Prozeß wesentlich zu vereinfachen und zu erleichtern.
Die Biologische Vielfalt in Europa ist belastet durch vom Menschen verursachte und über alle Schwerpunktbereiche reichenden Auswirkungen. Die Veränderung der Vielfalt führt zu genetischer Verarmung, Aussterben von Arten sowie zu einer zunehmenden Anfälligkeit von Ökosystemen. Eine Abnahme der Vielfalt kann auch zu längerfristigen Risiken in der Nahrungsmittelversorgung führen. Natürliche Lebensräume wie Hecken, offenes, natürliches und halbnatürliches Grasland und Feuchtgebiete unterliegen besonderen Belastungen und verändern sich fortwährend. Viele Pflanzen- und Tierarten nehmen derzeit ab und sind vom Aussterben bedroht (siehe Abb. 3.2.5). Die bewaldeten Flächen Europas nehmen inzwischen zwar wieder zu, das bedeutet jedoch bedeutet nicht, daß der Wald als Ökosystem nicht mehr verwundbar ist. Etliche alte Wälder unterliegen Belastungen durch die Forstwirtschaft. Die Luftverschmutzung (die auf sämtliche Lebensräume einwirkt) schädigt die Wälder ernsthaft. In den südlichen Teilen Europas sind Waldbrände ein Hauptproblem. Die Zusammensetzung von Lebensräumen, insbesondere von Wäldern, hat sich infolge der Einführung nichteinheimischer Arten verändert. In vielen Gebieten stellen Wälder auf Grund der dort praktizierten Aufforstung keine natürlichen Ökosysteme mehr dar.
Abbildung 3.2.5: Durchschnittlicher Anteil bedrohter Pflanzen- und Tierarten
Quelle: Eurostat, 1995
Bodennutzung und die Zerstörung von Lebensräumen üben einen maßgeblichen direkten Einfluß auf Natur und Artenvielfalt aus; aber auch die Verschmutzung und andere menschliche Aktivitäten führen zu einer Vielzahl von Belastungen (z. B. Übersäuerung, Chemikalien in der Umwelt, Störungen hinsichtlich des Wasserangebots und der Nährstoffkreislaufe sowie Einführung neuer Arten). Trotz der Reduzierungen, die inzwischen bei den Belastungen erreicht werden konnten, werden die kritischen Werte bei Ökosystemen noch immer überschritten.
3.3 Umweltbezogene Ausgaben
Die Umweltbezogenen Ausgaben der EU12 beliefen sich im Jahre 1992 insgesamt auf ca. 63 Mrd ECU. Die Ausgaben für den Umweltschutz sind seit 1985 kontinuierlich um ca. 4 % jährlich gestiegen; ab 1990 allerdings verlangsamte sich dieser Zuwachs und betrug nur noch 1 % pro Jahr (siehe Abb. 3.3.1). Ausgaben für die Abwasserbehandlung machen mit etwa 50 % den größten Anteil der Umweltbezogenen Ausgaben aus. Abfallwirtschaft ist der zweitgrößte signifikante Bereich bei den Umweltbezogenen Ausgaben (33 %). Es wird erwartet, daß die Umweltbezogenen Ausgaben im Zeitraum von 1992 bis 2000 infolge der strengeren umweltpolitischen Regelungen, aber auch eines allgemeinen Wirtschaftswachstums um annähernd 50 % zunehmen.
Abbildung 3.3.1: Entwicklung der umweltbezogenen Ausgaben - EU12
Quelle: ERECO, 1993
Übergreifende Auswirkungen der Umweltpolitik auf wirtschaftliche Entwicklungen sind als gering einzuschätzen. Die OECD zog das Fazit, daß die Kosten für den Umweltschutz gegenwärtig in den meisten Wirtschaftsbereichen nur einen geringen Teil der Gesamtkosten ausmachen, wobei fast alle Mitgliedstaaten etwa zur gleichen Zeit nahezu ähnliche Umweltbestimmungen eingeführt haben. Umweltmaßnahmen verursachen somit kein bedeutendes Kostengefälle zwischen den führenden Wettbewerbern und beeinflussen den allgemeinen internationalen Handel nur am Rande.
Die Möglichkeiten, die sich durch Umweltschutzbestimmungen für den Umweltsektor (die Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen für Umweltschutzaktivitäten) und die Schaffung von Arbeitsplätzen eröffnen, sind beträchtlich und zeigen einen Aufwärtstrend. Darüberhinaus kann die Einführung sauberer (verfahrensintegrierter) Technologien sowie die Einsparung von Energie und Ressourcen (bezogen auf Klimaveränderungen und Abfallverwertung) Kosten ersparen.
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