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Stoff zum Nachdenken - Austausch von Informationen zur Nahrungsmittelproduktion

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Article Veröffentlicht 27.07.2012 Zuletzt geändert 11.05.2021
Globale Nahrungsmittel-, Energie- und Wassersysteme scheinen anfälliger und fragiler zu sein, als man bis vor ein paar Jahren dachte. Dies vor allem aufgrund der erhöhten Nachfrage nach Nahrungsmitteln sowie einer verminderten und instabilen Versorgung, wie eine Analyse der Europäischen Umweltagentur (EUA) zeigt. Aber unsere Lebensmittel-Systeme könnten belastbarer werden, wenn wir überdenken, was wir essen und wie wir es produzieren.

Nach Angaben der Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) der Vereinten Nationen könnte die Nachfrage nach Lebensmitteln, Futtermitteln und Fasern bis 2050 um 70% steigen. Die Ackerfläche pro Person sank weltweit von 0,43 ha in 1962 auf 0,26 ha im Jahr 1998. Die FAO erwartet, dass diese Fläche bis 2030 weiterhin um 1,5% pro Jahr sinken wird, sofern es keine größeren politischen Veränderungen gibt. Die übermäßige Ausbeutung, die Abtragung und der Verlust von Böden sind zentrale Faktoren, ebenso wie die verringerte genetische Vielfalt unserer Anbaupflanzen.

Die globale Nachfrage nach Wasser wird sich Hochrechnungen zufolge in nur 20 Jahren um 40% erhöhen, bis zu 50% der Weltbevölkerung werden bis 2030 in Gebieten mit hoher Wasserbeanspruchung leben – dies verkompliziert die Nahrungsmittelproduktion zusätzlich.

Dennoch können wir uns einigen dieser Herausforderungen anpassen. Etwa 90% unserer Nahrung kommt von 14 Tierarten und vier Pflanzenarten - Weizen, Mais, Reis und Kartoffeln. Die Abhängigkeit von einer so kleinen Auswahl an möglichen Lebensmitteln reduziert unsere Widerstandsfähigkeit gegenüber ökologischen Herausforderungen. Trotzdem, wenn wir das Potenzial der über 10.000 essbaren Pflanzenarten besser ausnutzten, können wir uns Herausforderungen wie Klimawandel, schlechter Bodenqualität, Wassermangel und Schädlingen anpassen.

Zum Beispiel wurden 2004 durch einen Tsunami viele Inseln im Pazifik mit Salz überschwemmt, welches das Wachstum und den Anbau von einigen Reissorten blockiert hat. Einige Inselbewohner hatten Kenntnisse über salzresistente Reissorten, die in den Hügeln wachsen. Das Einpflanzen diese Samen vor Ort erlaubte die Bildung neuer Reissaaten, die unter den neuen salzigen Bedingungen angebaut werden konnten. Dies ist ein Beispiel von Wissen, das einen großen Einfluss haben könnte, wenn es weltweit geteilt wird. Beispielsweise in einigen der Reis anbauenden Gemeinden in Süd-Asien, wo das erhöhte Salzwasservordringen eine ernste Bedrohung durch den Klimawandel darstellt.

Es ist nicht nur indigenes (einheimisches) Wissen, das besser genutzt werden kann - es gibt eine riesige Menge an wissenschaftlichen Erkenntnissen über die wilden Verwandten der Standard-Anbaupflanzen. Informationen darüber, wo sie gefunden werden, wie sie wachsen und vieles mehr kann von entscheidender Bedeutung für die Bewältigung einiger der umweltpolitischen Herausforderungen dieses Jahrhunderts sein.

Also ist Information der Schlüssel zur Anpassung, und ein großer Teil davon wird ressourceneffizienter, im Ergebnis bedeutet dies mehr mit dem Land und den anderen Ressourcen zu erreichen, die wir bereits haben - auf nachhaltige Art und Weise. Mehr als die Hälfte der weltweit produzierten Nahrungsmittel wird verloren, verschwendet oder weggeworfen als Folge der Ineffizienz im menschlichen Management der Nahrungskette. Weniger Fleisch zu essen kann auch die Ernährungssicherheit verbessern.

Informationen können auch die Ressourceneffizienz der Landwirte verbessern. Nehmen wir zum Beispiel die Bodenerosion. Entwaldung und unsachgemäße landwirtschaftliche Bewirtschaftung haben in Kombination zu einer großflächigen Verschlechterung der Bodenqualität geführt, hauptsächlich durch Bodenerosion ausgelöst durch den Abfluss von Oberflächengewässern. Die Fläche der Gebiete mit einer hohen Anfälligkeit für Wasser-Erosionen wird sich voraussichtlich bis 2030 um mehr als ein Drittel auf rund 27 Millionen km2 (ca. 21% der Landfläche der Welt) erhöhen, insbesondere in China, Indien, Afrika, den USA und Südamerika.

So wird der Austausch von Informationen immer wichtiger. Lokale Informationen zwischen Individuen und Gemeinschaften werden oft geteilt, wenn der Bedarf offensichtlich ist. Aber Informationsaustausch neigt dazu, in größeren Maßstäben zu sinken. Große Entfernungen, unterschiedliche Kulturen, Sprachen, Technologien, Formate und Standards können Hindernisse für den Austausch von Informationen sein. Doch im Informationszeitalter, können diese Barrieren schnell überwunden werden.

Vom 12 bis 15 Dezember 2011 haben sich Vertreter der nationalen Regierungen und Teilnehmer aus der ganzen Welt zum „Eye on Earth“ Gipfel in Abu Dhabi getroffen. Die Gipfel Teilnehmer haben Know-how und Erkenntnisse über den Austausch von Umweltinformationen global geteilt, um Synergien zu nutzen und neue Ideen zu schaffen.

Die EUA präsentierte auf dem Gipfel eine neue Version der Anwendung Eye on Earth, ein globaler öffentlicher Informations-Service. Die Informationen, die von diesem Service angeboten werden, können aus einer Vielzahl von Quellen stammen - von Bürgern, Gemeinden, von Institutionen und formellen Netzwerken.

Mit der großen Menge von Umweltinformationen als Grundlage, ist die Schlüsselanwendung derzeit die Erstellung von Online Karten, die von den Benutzern individuell bearbeitet werden können. Ohne die Notwendigkeit einer technischen Schulung, können die Nutzer aus einer Vielzahl von Ebenen wählen und sie den Karten hinzufügen. Und sie können ihre eigenen Beobachtungen und Wissen hochladen. Die Macher von Eye on Earth hoffen zukünftig noch weitere Daten-Visualisierungsfunktionen hinzufügen zu können. Karten und Daten können auch gespeichert und anschließend gemeinsam genutzt werden auf Eye on Earth oder in den Sozialen Medien.

Zum Problem der Nahrungsmittelproduktion zurückkehrend, könnte Eye on Earth in der Zukunft helfen, die Barrieren zwischen unterschiedlichen landwirtschaftlichen Gemeinden in weit voneinander entfernten Ecken der Welt zu überwinden. Eine Gemeinschaft, die die negativen Auswirkungen von Klimawandel und Dürre auf ihre traditionellen Nahrungspflanzen erlebt, könnte extrem schnell auf Eye on Earth Informationen zugreifen. Die Bauern könnten Informationen finden, die von einer anderen Gemeinde, aus einer anderen von der Dürre heimgesuchten Region in der Welt geteilt wurden. Zum Beispiel darüber, wie sie sich an die zunehmende Dürre angepasst haben, einschließlich der verwendeten Pflanzenarten und der Methoden, die eingesetzt wurden, um die Erosion zu stoppen.

Und die Geschichte endet hier noch nicht. Zusammen könnten diese Gemeinden weitere Informationen in Eye on Earth teilen, und diese Erfolgsgeschichten könnten dann mit anderen Datensätzen kombiniert werden, um ein immer umfassenderes Bild unserer Umwelt zu erzeugen.

Somit ist das Teilen von Informationen eine extrem leistungsfähige Idee. Sie wird sich selbst verstärken, und zu einem immer konkreterem Weg, Dinge anzugehen. Der effektivste Weg zum Schutz unserer empfindlichen Umwelt und zur Ernährung einer wachsenden Bevölkerung ist die Nutzung des bestmöglichen Wissen, aus so vielen Quellen wie möglich.

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