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Europas Energiepolitik muss umweltverträglich gestaltet werden

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Press Release Veröffentlicht 27.06.2006 Zuletzt geändert 21.04.2016
Europe requires an integrated policy framework balancing the goals of energy security and competitiveness with environment policy, says a new report released today by the European Environment Agency (EEA), based in Copenhagen.

Pressemitteilung - Kopenhagen, 27. Juni 2006

Europas Energiepolitik muss umweltverträglich gestaltet werden


Europa benötigt einen umfassenden energiepolitischen Rahmen um Energievorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit mit Umweltbelangen übereinzubringen. Dies ist das Fazit eines aktuellen Berichts, der heute von der Europäischen Umweltagentur (EUA) in Kopenhagen herausgegeben wurde.

Der Bericht mit dem Titel „Energy and environment in the European Union: Tracking progress towards integration“ [Energie und Umwelt in der Europäischen Union: Fortschritte in Richtung Integration] betont, dass Europas künftige Energieversorgung auf einem breiten Technologiemix aufbauen sollte. Auch der Reduzierung des Energieverbrauchs kommt eine wichtige Bedeutung zu, nicht nur für den Umweltschutz, sondern auch für die Sicherung der Energieversorgung.

„Gerade im derzeitigen Kontext steigender öl- und Gaspreise und zunehmender Bedenken hinsichtlich der Energieversorgungssicherheit muss betont werden, dass ökologische Nachhaltigkeit genau so hoch zu bewerten ist wie die Sicherung der Energieversorgung“, sagte Professor Jacqueline McGlade, die Exekutivdirektorin der EUA.

Der Bericht, der Trends im Energiesektor in Europa für den Zeitraum zwischen 1990 und 2003 analysiert, wurde heute zeitgleich mit der Sitzung des EU-Umweltrats in Luxemburg veröffentlicht. Der Bericht baut auf einer Reihe von Indikatoren auf die Fortschritte bei der Integration von Umweltschutzbelangen innerhalb des Energiesektors, wie im Cardiff-Prozess gefordert, messbar machen.

Aus dem Bericht geht hervor, dass sich die Umweltbelastungen durch die Energieerzeugung im Zeitraum zwischen 1990 und 2003 verringert haben. So wurde seit 1990 die von Energieerzeugung und -verbrauch ausgehende Luftverschmutzung deutlich verringert; allerdings sind weitere Reduktionen erforderlich, um langfristige Zielsetzungen in Bezug auf die Luftqualität zu erreichen. Durch die Stromerzeugung bedingte Umweltbelastungen konnten durch eine gesteigerte Nutzung von Gas anstelle von Kohle und durch die Einführung von Abgasbehandlungsmaßnahmen reduziert werden. Seit 1999/2000 haben sich diese positive Tendenzen allerdings verlangsamt und in einigen Ländern sogar ins Gegenteil verkehrt. Insbesondere die Emissionen von energiebedingten Treibhausgasen haben in den letzten Jahren zugenommen.

Ein zunehmender Energieverbrauch wirkt technologischen Fortschritten, wie etwa effizienteren Kraftwerken und weiteren Maßnahmen zur Schadstoffreduzierung (z. B. Katalysatoren bei Kraftfahrzeugen und Rauchgasentschwefelung in Kraftwerken) sowie dem steigenden Anteil erneuerbarer Energien (Bioenergie, Wind- und Solarenergie, Wasserkraft, Erdwärme) entgegen. Die Zunahme des Energieverbrauchs ist Resultat eines steigenden Bedarfs im Verkehrswesen und an Elektrizität, wo nach wie vor auf fossile Brennstoffe gesetzt wird.

In dem Bericht wird ferner festgestellt, dass bisher noch keine zufriedenstellende Methode zur Endlagerung radioaktiver Abfälle von Atomkraftwerken gefunden und umgesetzt worden ist.

„Die Rolle der Kernkraft wird zurzeit in einigen Mitgliedstaaten im Zusammenhang mit Klimaveränderung und Energiesicherheit diskutiert. Es ist wichtig, dafür Sorge zu tragen dass die Kernkraft nicht den neuen alternativen Energieträger ihrer elementaren finanziellen Unterstützung beraubt oder die oberste Priorität einer Steigerung der Energieeffizienz untergräbt“, so Professor McGlade.

Laut Bericht eröffne sich derzeit eine Chance für eine umweltverträglichere Energieversorgung, weil zahlreiche europäische Länder überlegen, wie veraltete Kraftwerke modernisiert bzw. ersetzt werden können.

„Der anstehende Bedarf an Investitionen in die Infrastruktur zur Energieerzeugung macht einen langfristigen und integrierten energiepolitischen Rahmen dringend erforderlich. Duch den Modernisierungsbedarf entstehen Chancen für eine umweltverträgliche und nachhaltige Entwicklung des Energiesektors, der erneuerbare Energien und Energieeffizienz stärkt“, erklärte Professor McGlade.

Hinweise für die Redaktion:

Die Europäische Umweltagentur (EUA):
Sitz der EUA ist Kopenhagen. Die Agentur verfolgt das Ziel, die Schaffung bedeutender und messbarer Verbesserungen in Bezug auf die Umwelt in Europa durch aktuelle, gezielte, sachdienliche und zuverlässige Informationen für politische Entscheidungsträger und die öffentlichkeit zu unterstützen.

Internet-Links
Den Bericht finden Sie hier: http://reports.eea.europa.eu/eea_report_2006_8/en

Hin¬weis: Die Daten des vorliegenden Berichts beziehen sich auf den Zeitraum von 1990 bis 2003. Die EUA gab vor kurzem die Bestandsaufnahme zu den Emissionen von Treibhausgasen in Europa 2006 heraus. Dieser Bericht enthält Daten zu den Treibhausgasen für das Jahr 2004. Sie finden den Bericht hier:

Haupttendenzen in der Energieerzeugung 1990-2003
Haupttendenz 1: Energiebedingte Treibhausgasemissionen steigen nach Rückgängen in den 1990er Jahren wieder an. Dies gefährdet langfristige Reduzierungsziele.

Die Treibhausgasemissionen im Zusammenhang mit der Energieerzeugung gingen zwischen 1990 und 2003 insgesamt um 2,6 % zurück, steigen aber seit 1999 wieder langsam an. Ein zentraler Faktor für den neuerlichen Anstieg ist eine Zunahme der kohlebasierten Stromerzeugung. Zusätzlich macht sich aufgrund des steigenden Verkehrsvolumens ein langfristiger Trend zu einem steigenden Treibhausgasausstoß durch den Verkehr bemerkbar. Dadurch wurde ein Großteil der Verbesserungen, die in anderen Bereichen erzielt wurden, wieder zunichte gemacht. Weitere erhebliche Verringerungen der energiebedingten Treibhausgasemissionen sind erforderlich, wenn die von der EU vorgeschlagenen langfristigen Ziele für eine weitergehende Reduzierung der Treibhausgasemissionen erreicht werden sollen.

Haupttendenz 2: Die Luftverschmutzung durch den Energiesektor nimmt ab, aber die Luftqualität hat weiterhin nachteilige Auswirkungen auf die Gesundheit und die ökosysteme.

Energiebedingte Emissionen von Säure bildenden Substanzen, Ozonvorläufern in der Troposphäre und Partikeln verringerten sich zwischen 1990 und 2003 jeweils um 56 %, 41 % und 47 %. Dies wurde durch den verstärkten Einsatz von Maßnahmen zur Schadstoffreduzierung, durch Steigerungen der Energieeffizienz und durch eine gesteigerte Nutzung von Erdgas anstelle von Kohle als Brennstoff in der Stromerzeugung erreicht. Seit dem Jahr 2000 verlangsamte sich der Rückgang bei einigen Luftschadstoffen infolge eines ansteigenden Energieverbrauchs und einer erneuten Zunahme der Kohlenutzung. Trotz des verringerten Ausstoßes an Luftschadstoffen erreicht die Luftqualität in vielen Großstädten noch nicht die Grenzwerte, die durch die EU-Richtlinien festgelegt wurden. Darüber hinaus ergeben sich auch weiterhin negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und ökosysteme. Weitergehende Reduzierungen des Schadstoffausstoßes sind erforderlich, damit langfristige Zielsetzungen in Bezug auf die Luftqualität erreicht werden können.

Haupttendenz 3: Fossile Brennstoffe weisen weiterhin den größten Anteil am Energieverbrauch auf, ihre Umweltbelastung hat sich jedoch durch Maßnahmen zur Schadstoffreduzierung und durch Brennstoffwechsel verringert.

Die Verbrennung fossiler Brennstoffe ist die Hauptursache für den Ausstoß von Kohlendioxid, Schwefeldioxid und Stickstoffoxiden. Nahezu 80 % des gesamten Energieverbrauchs und 55 % der Stromerzeugung basieren auf fossilen Brennstoffen. Zwischen 1990 und 2003 verringerte sich deren Umweltbelastung jedoch in einigen Bereichen. Eine der Hauptursachen für zurückgehende energiebedingte Treibhausgasemissionen war der Wechsel von Kohle zum umweltfreundlicheren Erdgas bei der Stromerzeugung, obwohl sich dieser seit dem Jahr 1999 verlangsamt hat. Der Erdölverbrauch nahm infolge des gestiegenen Verkehrsvolumens zu und öl hat weiterhin den größten Anteil am gesamten Energieverbrauch. Der Anteil der Kernenergie blieb nahezu konstant.

Haupttendenz 4: Der Energieverbrauch nimmt weiterhin zu, was eine Reduzierung der Umweltbelastungen im Energiesektor erschwert.

Der Endenergieverbrauch in den 25 EU-Mitgliedstaaten stieg zwischen 1990 und 2003 um 11,6 %. Diese Tendenz wird sich vermutlich fortsetzen, falls nicht zusätzliche Energiesparmaßnahmen umgesetzt werden. Steigende Einkommen und Veränderungen im Lebensstil mit wachsenden Verkehrsvolumina schlugen sich in einem Anstieg des Energieverbrauchs der Haushalte, des Dienstleistungsgewerbes und des Transportwesens nieder. Der Verkehrssektor hat nun den höchsten Anteil am Energieverbrauch. Gleichzeitig verringerte sich der Energieverbrauch im produzierenden Gewerbe infolge der erhöhten Energieeffizienz und des steigenden Anteils an Dienstleistungen bei gleichzeitigem Rückgang energieintensiver Industriebereiche. Der Stromverbrauch erhöhte sich besonders schnell aufgrund der Flexibilität und der Attraktivität von Elektrizität für den Endverbraucher, dem Wachstum des Dienstleistungssektors und einer zunehmender Anzahl von Elektrogeräten.

Haupttendenz 5: Der Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Energieverbrauch und an der Stromerzeugung bleibt trotz starker Zuwächse bei einigen erneuerbaren Energieträgern auf einem niedrigen Niveau.

Zwischen 1990 und 2003 nahm sowohl bei der gesamten Energieerzeugung insgesamt als auch bei der Stromerzeugung der Anteil der erneuerbaren Energien stetig zu. Dabei wuchs insbesondere der Anteil der Wind- und der Solarenergie überproportional. Der relative Anteil der erneuerbaren Energien an Energie- und Stromverbrauch stieg dagegen deutlich langsamer, da der gesamte Energie- und Stromverbrauch wuchsen und zudem der Anteil der Wasserkraft aufgrund geringer Regenfälle in den Jahren 2002 und 2003 zurückging. 2003 betrug der Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Energieverbrauch 6 % und am Stromverbrauch 12,8 %. Eine weitere erhebliche Steigerung ist erforderlich um die von der EU für das Jahr 2010 vorgegebenen Zielwerte eines Anteils von 12 % am gesamten Energieverbrauch und von 21 % am Stromverbrauch zu erreichen.

Haupttendenz 6: Nach erheblichen Preissenkungen in den 1990er Jahren sind seit etwa dem Jahr 2000 die meisten Energiepreise wieder gestiegen. Der Anteil der Steuern an den Preisen stieg seit 1990, externe Kosten sind allerdings noch nicht vollständig internalisiert.

Mit Ausnahme des Verkehrssektors fielen die Energiepreise für die meisten Brennstoffe während der 1990er Jahre, um etwa ab 2000 wieder zu steigen. Die Preissteigerungen sind überwiegend auf die gestiegenen Weltmarktpreise für öl und Gas zurückzuführen. Steigende Preise führten in letzter Zeit dazu, dass der Ruf nach weiteren Energiesparmaßnahmen immer lauter wurde, wogegen das Preisniveau während der 1990er Jahre zu niedrig war, um einen starken Anreiz für Energiesparmaßnahmen zu bieten. Während des gesamten Zeitraums stiegen die Steuersätze. Dies deutet darauf hin, dass die zusätzlichen (externen) Kosten, die aufgrund der Auswirkungen des Energieverbrauchs auf die Umwelt entstehen, in einem höheren Maß in die Preisgestaltung einbezogen wurden als in früheren Jahren. Allerdings decken die Steuersätze im allgemeinen die externen Kosten für die Umwelt nicht vollständig.

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