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EU muss umgehend handeln, um Kyoto-Ziele zu erreichen

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Press Release Veröffentlicht 26.10.2006 Zuletzt geändert 03.06.2016
Alle Mitgliedstaaten müssen umgehend ernsthafte Anstrengungen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen unternehmen, wenn die EU-15 ihr gemeinschaftliches Kyoto-Ziel erreichen wollen, heißt es in einem neuen Bericht der Europäischen Umweltagentur (EUA).

In dem Bericht „Trends und Hochrechnungen in Bezug auf die Treibhausgasemissionen in Europa  2006“ werden die historischen Daten für den Zeitraum zwischen 1990 und 2004 analysiert sowie die Hochrechnungen zu den Fortschritten europäischer Länder bei der Erreichung ihrer Emissionsziele im Hinblick auf das Jahr 2010 ausgewertet.

„Die Treibhausgasniveaus wären ohne die gegenwärtigen Anstrengungen zur Senkung von Emissionen noch viel höher. Allerdings unternehmen mehrere Länder innerhalb der EU-15 nicht genug und könnten so die gemeinsamen Bemühungen gefährden,“ betont Professor Jacqueline McGlade, die Exekutivdirektorin der EUA. 

Das Kyoto-Ziel der EU-15 sieht vor, die Treibhausgasemissionen bis 2012 um 8 % unter das Niveau von 1990 zu senken. Innerhalb dieses Gesamtziels hat jeder EU-15-Mitgliedstaat ein unterschiedliches Reduzierungsziel, welches auf verschiedene Art und Weise erreicht werden kann.

Dem Bericht zufolge können die Emissionen nur durch die Umsetzung aller bestehenden und geplanten innerstaatlichen Politiken und Maßnahmen sowie durch die Nutzung von Kyoto-Mechanismen und den Einsatz von Kohlenstoffsenken um das EU-15-Ziel von 8 % gesenkt werden. Allerdings beruht diese Prognose auf den Zahlen mehrerer Mitgliedstaaten, die andeuten, dass sie ihre Emissionen stärker senken werden, als zur Erreichung ihrer nationalen Ziele notwendig ist. Dies könne jedoch laut Bericht nicht als sicher angenommen werden.

Bis zum Jahr 2010, so der Bericht, werden die Treibhausgasemissionen in den EU-15 Ländern durch die bestehenden innerstaatlichen Politiken und Maßnahmen unter dem Strich um 0,6 % unter das Niveau von 1990 gesenkt. Mit zusätzlichen (geplanten, jedoch noch nicht umgesetzten) innerstaatlichen Politiken und Maßnahmen könnten die Emissionen der EU-15 um weitere 4 % reduziert werden.

Infolge der erwarteten Nutzung von Kyoto-Mechanismen durch zehn der EU-15 werden die Emissionen um weitere 2,6 % gesenkt, mit damit verbundenen Kosten von 2,830 Mio. EUR. Die Nutzung von Kohlenstoffsenken, zum Beispiel durch die Anpflanzung von Wäldern zur Beseitigung von Kohlendioxid, würde die Emissionen um weitere 0,8 % reduzieren.

Zwischen 1990 und 2004 sind die Treibhausgasemissionen der EU-15 in den meisten ökonomischen Sektoren gesunken, so der Bericht. Allerdings sind die verkehrsbedingten Emissionen um nahezu 26 % gestiegen, und bis 2010 werde ein Anstieg auf 35 % über den Niveaus von 1990 erwartet, falls die Länder lediglich ihre bestehenden Politiken und Maßnahmen umsetzen.  Nach den Hochrechnungen der Mitgliedstaaten könnten sich die verkehrsbedingten Emissionen durch die Umsetzung zusätzlicher Politiken und Maßnahmen bestenfalls auf dem Niveau von 2004 stabilisieren.

Die zehn neuen EU-Mitgliedstaaten unterliegen nicht dem gemeinsamen EU-15-Ziel, sondern haben jeweils einzelstaatliche Ziele unter dem Kyoto-Protokoll. Laut dem Bericht sind alle auf dem Weg, ihre Ziele zu erreichen, was jedoch hauptsächlich auf den Zusammenbruch ihrer Volkswirtschaften in den 1990er Jahren zurückzuführen ist. Heute sind die Emissionen in diesen Ländern wieder im Steigen begriffen.

Hinweise für die Redaktion


Hintergrundinformationen zum Bericht
Der Bericht, der von der EUA und ihrem Themenzentrum Luft und Klimaveränderung erstellt wurde, ergänzt den jährlichen Bewertungsbericht der Europäischen Kommission an den Rat und das Europäische Parlament. Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite der Kommission: http://ec.europa.eu/environment/climat/gge.htm

Der EUA-Bericht deckt folgende 33 Länder ab:
EU-15-Länder: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Portugal, Österreich, Spanien, Schweden, Vereinigtes Königreich.

Neue Mitgliedstaaten: Estland, Lettland, Litauen, Zypern, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien,  Tschechische Republik, Ungarn.

Beitrittsländer: Bulgarien, Kroatien, Rumänien, Türkei.

Andere EUA-Mitgliedsländer: Island, Liechtenstein, Norwegen, Schweiz.

Datenquelle
Dieser Bericht beruht auf Daten und Informationen, die der Europäischen Kommission und der EUA bis zum 6. Juni 2006 von den Ländern übermittelt wurden.

EU-Kyoto-Ziele
Das Kyoto-Ziel der EU-15 sieht vor, die Treibhausgasemissionen bis 2012 um 8 % auf die Niveaus von 1990 zu senken. Innerhalb dieses Gesamtziels hat jeder EU-15-Mitgliedstaat ein unterschiedliches Reduzierungsziel. Einige Länder sollen ihre Emissionen senken, während anderen ein begrenzter Anstieg gestattet ist. Mit Ausnahme von Malta und Zypern, die keine Zielvorgaben haben, haben die neuen Mitgliedstaaten jeweils individuelle Ziele. Die Länder können diese Ziele durch verschiedene Mittel erreichen.

EU-Emissionshandelssystem
Das Emissionshandelssystem der EU ist ein politisches Instrument der Europäischen Union zur Bewältigung des Klimawandels; es hilft der Industrie, ihre Kohlendioxidemissionen auf kosteneffektive Weise zu senken und fordert einen Grenzwert für alle großen Kohlendioxid-Emissionsquellen.

Anmerkung: Alle Mitgliedstaaten sollten der Europäischen Kommission einen nationalen Allokationsplan (NAP) für den Kyoto-Zeitraum vorlegen. Dieser Plan sollte Grenzwerte für die vom Emissionshandelssystem erfassten Industrien enthalten und bis zum 30. Juni 2006 eingereicht worden sein. Allerdings haben dies bisher nicht alle Länder getan, und die Kommission hat bisher keine offiziellen Stellungnahmen zu den NAP abgegeben. Der EUA-Bericht enthält nur Informationen über nationale Hochrechnungen, die von den Ländern bis zum 6. Juni 2006 eingereicht wurden, jedoch keine neuen nationalen Hochrechnungsdaten aus den kürzlich eingegangen NAP.  Weitere Informationen über die NAP finden Sie unter: http://ec.europa.eu/environment/climat/2nd_phase_ep.htm

Innerstaatliche Politiken und Maßnahmen
Innerstaatliche Politiken und Maßnahmen sind solche, die innerhalb der Staatsgrenzen eines Landes ergriffen werden. Sie umfassen die Förderung der Elektrizitätsgewinnung aus erneuerbaren Energien, Verbesserungen der Energieeffizienz, die Förderung der Nutzung von Biokraftstoffen, die Reduzierung der durch Personenkraftwagen verursachten Kohlendioxidemissionen, die Rückgewinnung von Gasen aus Abfalldeponien sowie die Reduzierung von Fluorgasen.

Kyoto-Mechanismen
Die Kyoto-Mechanismen helfen entwickelten Ländern, ihre Kyoto-Ziele zu erreichen, indem diese Länder durch Maßnahmen zur Reduzierung der Kohlendioxidemissionen in anderen Ländern Emissionsguthaben erhalten. Diese Mechanismen fördern ferner den Transfer von Technologien, die einen niedrigen Kohlendioxidausstoß aufweisen, in andere Länder. Infolge der erwarteten Nutzung von Kyoto-Mechanismen durch zehn der EU-15-Staaten werden die Emissionen bis 2010 um 2,6 % gesenkt werden können. Diese Länder sind Belgien, Dänemark, Finnland, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien. Weitere Informationen über die Kyoto-Mechanismen finden Sie auf der UNFCCC-Website:    http://unfccc.int/kyoto_mechanisms/items/1673.php

Anhang 2 – Überblick über die Fortschritte der EU-Mitgliedstaaten und anderer EUA-Mitgliedsländer

Nationale Hochrechnungen für 2010

In nationalen Hochrechnungen enthaltene Politiken und Maßnahmen

EU-15-Mitgliedstaaten

Neue Mitgliedstaaten

Andere EUA- Mitgliedstaaten

Auf dem Weg zur Erreichung des Kyoto-Ziels

Bestehende innerstaatliche Politiken und Maßnahmen

Schweden*

Vereinigtes Königreich*
Litauen

Polen

Iceland

Bestehende und geplante innerstaatliche Politiken und Maßnahmen

Frankreich*

Deutschland

Griechenland
Tschechische Republik*

Estland

Ungarn

Lettland

Slowakei

Slowenien*
Bulgarien

Rumänien
Bestehende innerstaatliche Politiken und Maßnahmen

Nutzung von Kyoto-Mechanismen

Luxemburg

 

 

Bestehende und geplante innerstaatliche Politiken und Maßnahmen

Nutzung von Kyoto-Mechanismen
Finnland

die Niederlande*

 

Schweiz

Nicht auf dem Weg zur Erreichung des Kyoto-Ziels

Bestehende und geplante innerstaatliche Politiken und Maßnahmen

 

 

Norwegen

Liechtenstein
Bestehende und geplante innerstaatliche Politiken und Maßnahmen

Nutzung von Kyoto-Mechanismen
Österreich*

Belgien*

Dänemark*

Irland*

Italien

Portugal*

Spanien*

 

 

Kein Kyoto-Ziel

 

 

Zypern

Malta

Türkei

Anmerkungen:

Der Bericht berücksichtigt die nationalen Hochrechnungen, die bis zum 6. Juni 2006 bereitgestellt wurden.
 * Erwartete Nettoreduzierung durch Maßnahmen im Bereich Kohlenstoffsenken (Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft)

Über die Europäische Umweltagentur (EUA):

Die EUA hat ihren Sitz in Kopenhagen. Ziel der Agentur ist es, durch die zeitnahe Bereitstellung von zielgerichteten, relevanten und verlässlichen Informationen für Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit zu einer deutlichen und messbaren Verbesserung der Umwelt Europas beizutragen.

Kontakt:

Brendan Killeen
Pressebeauftragter
Telefon:     +45 33 36 72 69
Mobil:     +45 23 68 36 71  
E-Mail: brendan.killeen@eea.europa.eu

Marion Hannerup
Leiterin Kommunikation und interne Angelegenheiten
Telefon:     +45 33 36 71 60
Mobil:     +45 51 33 22 43
E-Mail: marion.hannerup@eea.europa.eu

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